NUR MIT ISRAELISCH-SYRISCHEM ABKOMMEN REIST ASSAD NACH JERUSALEM
: Vorbild Sinai, nicht Palästina

Immer wenn der Karren des nahöstlichen Friedensprozesses im Dreck feststeckt, wenn sich bei den Palästinensern nichts bewegen lässt, holt Israels Regierung das schon fast vergessene Problem mit den Golanhöhen heraus. So ist auch die Einladung des israelischen Präsidenten Mosche Katzav an seinen syrischen Amtskollegen Baschar al-Assad zu erklären, nach Jerusalem zu kommen.

Seit dem Krieg von 1967 gibt es nicht nur das israelisch besetzte Westjordanland und den Gaza-Streifen, sondern auch den von Israel annektierten Golan. Die syrische Position dazu ist klar: Vor zehn Jahren hat Damaskus die Idee eines umfassenden Friedensabkommens zwischen Israelis, Palästinensern, Libanesen und Syrern aufgegeben. „Syrien zuerst“, hieß die neue, wenngleich unausgesprochene Devise. Seitdem steht das Angebot: Land für Frieden. Wenn Israel den gesamten Golan zurückgibt, bekommt es im Gegenzug einen Friedensvertrag mit Syrien, egal was mit den Palästinensern geschieht. Mitte der 90er-Jahre, in der Regierungszeit Jitzhak Rabins, waren sich beide Seiten fast handelseinig. Doch der Deal scheiterte daran, dass Israel „aus Sicherheitsgründen“ nicht den gesamten Golan räumen wollte, während 1979 nach dem Camp-David-Abkommen Ägypten den ganzen Sinai zurückerhielt.

Es ist gar nicht sicher, ob es den Kontrahenten mit der Wiederaufnahme der Verhandlungen wirklich ernst ist. Zwingen lässt sich Syrien jedenfalls auch nach dem 11. September und dem Irakkrieg nicht. Die Einladung ist nicht viel mehr als eine israelische Werbemaßnahme. Die Reise eines syrischen Präsidenten nach Israel wäre gleichbedeutend mit der Anerkennung Israels, in diesem Falle sogar noch einschließlich der Golanhöhen. Unmöglich ist eine solche Fahrt nicht, aber dafür müsste ein israelisch-syrisches Abkommen – nach Verhandlungen in einem Drittland und aller Voraussicht nach mit US-Vermittlung – bereits unter Dach und Fach sein. Wenn sich ein syrischer Präsident tatsächlich nach Israel begibt, dann nur, wenn er sicher ist, dass er mit dem Golan im Gepäck wieder nach Hause reist. KARIM EL-GAWHARY