Zu wenig Diesel mit Filter

Deutsche Autobauer geben Blockade gegen vor Krebs schützende Rußfilter nicht auf

BERLIN taz ■ „Die deutschen Autobauer nehmen in Kauf, dass pro Jahr 8.000 Menschen sterben, weil Dieselruß Krebs macht.“ Der Ton wurde schärfer, als die Initiative „Kein Diesel ohne Filter“ gestern Volkswagen und Co erneut aufriefen, ihre Autos wie die Franzosen mit Rußfiltern auszustatten. Bisher gibt es noch nicht einmal entsprechende Ankündigungen.

Die Autoindustrie handle nicht, schicke aber ihren „Kampfhund zum Kanzler“, wetterte Gerd Lottsiepen vom Verkehrsclub Deutschland. Vorgestern hatte es ein Gespräch zwischen Gerhard Schröder (SPD) und dem Verband der Automobilindustrie (VDA) gegeben. Weil das vertraulich war, wollten sich gestern allerdings weder das Bundeskanzleramt noch der VDA zu den Inhalten äußern. Verbandspräsident Professor Bernd Gottschalk sagte nur: „Die deutsche Industrie ist bereits weltweit führend in der Dieseltechnolgie.“

Für die Filter gilt das zumindest nicht. Beispiel Ford: Chef Bernhard Mattes hatte zwar noch vor drei Wochen den Partikelfilter für dieses Jahr angekündigt, war dann aber plötzlich zurückgerudert. Beim Kölner Autobauer heißt es jetzt: „Ford hält sich beim Diesel alle Optionen offen.“ Beispiel Volkswagen: Erst letzte Woche erklärte VW-Chef Bernd Pischetsrieder, außer in seinem Luxusschlitten Phaeton verzichte der Wolfsburger Konzern auf den Rußfilter. Die seien einfach zu teuer, begründete er. Laut Axel Friedrich, Verkehrsexperte beim Umweltbundesamt, kostet diese Technik ungefähr 250 Euro.

Und Stefan Bundscherer vom BUND rechnet dagegen: „Die Blockade der Automobilindustrie belastet das deutsche Gesundheitswesen jährlich mit zweistelligen Milliardenbeträgen.“ Die Rußpartikel aus Dieselabgasen sind so klein, dass sie durch die Lunge ins Blut dringen – und so nicht nur Krebs, sondern auch Asthma, Allergien und Kreislaufbeschwerden verursachen können.

Doch immer mehr Käufer nehmen einen Diesel: Während es vor drei Jahren nur 15 Prozent waren, sind es heute 40. Aber nur, wenn sie sich nicht für ein deutsches Auto, sondern für Citroën, Fiat, Lancia, Peugeot oder Renault entscheiden, ist ihnen der Partikelfilter sicher (Liste der lieferbaren Filter-Diesel unter www.duh.de).

Jürgen Resch, Koordinator der Initiative „Kein Diesel ohne Filter“ versprach aber gestern, den Druck auf die deutsche Automobilindustrie jetzt noch einmal zu erhöhen. „Die Showrooms in den Autohäusern bieten Platz genug.“ HANNA GERSMANN