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: Fressen und gefressen werden

Dieser Tage musste sich Berliner-Zeitungs-Verweser Josef Depenbrock Vorhaltungen wegen eines Immobiliendeals in Hamburg machen lassen: Das Eckhaus Bernhard-Nocht-Straße/Antonistraße grenzt ans Rotlichtmileu, und der Geschäftspartner von Depenbrock war – taz berichtete – ein zwielichiger Herr namens Burim Osmani, der kurze Zeit später zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt wurde.

„Das Vertrauen der Redaktion haben Sie – wie Sie wissen – schon vor längerer Zeit verloren“, heißt es nun in einer von der Redaktion einstimmig verabschiedeten Resolution an Depenbrock: „Das Misstrauen, das sie Ihnen ausgesprochen hat, gründete sich insbesondere auf Ihre Doppelfunktion als Geschäftsführer des Verlags und als Chefredakteur der Berliner Zeitung. Nun aber geht es um Ihre Glaubwürdigkeit als Journalist.“ Denn Leser wie Redaktion dürften zumindest erwarten, „dass der Chefredakteur die Seriosität, den Ruf und die Glaubwürdigkeit des Blattes nicht durch Geschäftsbeziehungen zur Unterwelt beschädigt.“ So was geht – vermuten wir mal – einem Depenbrock natürlich am verlängerten Rücken vorbei. Zeigt aber immerhin, dass er – anders als der Konzern hinter dem Blatt – persönlich noch einiges in der Portokasse hat. Was man von der Berliner Zeitung, deren Auflage auch im jüngsten dritten Quartal wieder um einiges zurückgegangen ist, nicht gerade behaupten kann: Sie unternimmt derzeit merkwürdige Fischzüge, um wenigstens kurzfristig die Zahlen zu verbessern.

Gestern rief da ein Herr an: Ob man als Ex-Abonnent der Berliner Zeitung es nicht nochmal versuchen wolle? Vier Wochen für eigentlich nur schlappe 1,10 Euro – macht bei sechs Ausgaben pro Woche pro Exemplar dann 4,6 Cent pro Tag, großzügig aufgerundet, versteht sich. Offiziell zahlt man natürlich 21,10 Euro, aber es gibt noch einen Einkaufsgutschein im Wert von 20 Euro. Den kann man dann beispielsweise bei anderen von Heuschrecken befallenen Läden wie Arcandor-Karstadt oder ATU einlösen. Deutet sich da am Ende eine Koalition der Gefressenen an? STG