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: Brings‘ Neue: Pharisäerbeschimpfung

Die neue CD von Brings sorgte schon vor ihrem Erscheinen für Schlagzeilen. Das Festkomitee Kölner Karneval verbot den Kölsch-Rockern, den Titelsong „Poppe, kaate, danze“ auf seinen offiziellen Sitzungen zu spielen. Zoten sonst durchaus nicht abgeneigt, war ihm das Motto „Geschlechtsverkehr, Karten spielen, tanzen“ dann doch zu freizügig. Die Empörung über die Entscheidung war groß – der Werbeeffekt ebenso, wie Bandchef Peter Brings freimütig zugibt. Und er verspricht: „Wir erfüllen unsere Karnevalsverträge – aber wir verzichten nicht auf dieses Lied.“

Nun liegt die neue CD vor. Und jeder kann selber hören, was es mit dem Aufreger auf sich hat. Er ist nichts anderes als eine simple Schimpforgie auf einen arroganten, faulen, pharisäerhaften und opportunistischen Menschen, der eben nichts anderes kann als „poppe, kaate, danze“. Das Ganze mit vielen kölschen Injurien ordentlich zusammengereimt – nichts Besonderes. Aber mit einem Refrain, der sich zu sauberer, klassischer Rockmusik leicht mitsingen lässt.

Dieses Mitsingen ist ein wichtiges Element zur Förderung der Geselligkeit, das zwangsläufig auch bei den anderen Songs eingesetzt wird. Das muss nicht immer ausgelassen partylaunig sein, es geht auch besinnlich. Denn was ein echter Kölsch-Rocker ist, der bedient auch das kölsche Gemüt, das bekanntlich nahe am Wasser gebaut ist.

Und das Sentiment kommt nicht zu kurz. Da ist zum einen die Musik, die, wenn sie vom klassisch klaren Rockweg abweicht, oft hart am hymnischen Kitsch schrammt. Dabei helfen mal griechische Busuki-Klänge, mal sanfte Geigen. Auch Akkordeon und Piano fehlen nicht. Und da sind natürlich die Texte, die von Herzschmerz handeln, vom Alleinsein, der Trotz-allem-Lust-am-Leben (mit der der Kölner Zuhause und in der Fremde gerne hausieren geht), dem Familienidyll. Eine ganz kleine Prise Selbstironie aber ist als Würze auch dabei.

Zusammengefasst: Fans von Kölsch-Rock im allgemeinen und von Brings im Besonderen kommen bei dieser CD voll auf ihre Kosten. Die Gegner werden in all ihren Vorurteilen bestärkt – und am Ende (vielleicht) doch mitsingen. JÜRGEN SCHÖN

Brings: „Poppe, kaate, danze“BMG, LC 02903