Papiere in Sicherungsverwahrung

CSU-Wahlfälschungsverdacht: Verschwundene Papiere wieder da, Fragen offen

MÜNCHEN taz ■ Die Überraschung war gelungen. Fieberhaft suchte man bei der Münchner CSU nach 35 Mitgliedsanträgen, die nach der umstrittenen Wahl eines Ortsvorsitzenden im Stadtteil Perlach vor drei Wochen spurlos verschwunden schienen. Anhand dieser Anträge sollte die Identität von mindestens 22 scheinbaren Neumitgliedern überprüft werden, die am Wahlabend plötzlich zur Abstimmung aufgetaucht waren. Am Mittwochnachmittag lagen dann mit einem Mal 34 der gesuchten Anträge auf dem Tisch des CSU-Bezirksverbands. Geschickt hatte sie, per Boten, Christian Baretti, der einen benachbarten Ortsverein im Münchner Osten leitet.

Mit dieser überraschenden Wendung bekommen aber die Vorwürfe der Wahlfälschung neue Nahrung. Denn Baretti hätte die Unterlagen keinesfalls am Wahlabend an sich nehmen dürfen oder sie zumindest unverzüglich beim Kreis- oder Bezirksverband abliefern müssen. Zudem zählt der Funktionär der Jungen Union (JU) zu den Unterstützern von Heinrich Traublinger, der die Wahl zum Ortsvorsitzenden in Perlach dank der Neumitglieder gewonnen hatte.

Seine Gegner, darunter der JU-Konkurrent Markus Blume, werfen Christian Baretti nun vor, die Aufnahmeanträge in der Zwischenzeit manipuliert, die falschen Namen also wieder getilgt zu haben. Der verteidigt sich, „er habe sie nur sicher unterbringen wollen“. Heute Abend tritt der Kreisvorstand der CSU im Münchner Osten zusammen, dessen sichtlich entnervter Vorsitzender Hans Podiuk angekündigt hat, die Unterlagen „sehr genau“ zu prüfen. Ansonsten wird das wohl die Staatsanwaltschaft übernehmen, die bereits ermittelt. JÖRG SCHALLENBERG