„Die Schreibe offenbart die Denke“

betr.: „Tagesmütter dringend gesucht“, taz vom 23. 10. 08

Mit Interesse habe ich den Artikel von Nicole Janz gelesen. Schnörkellos wird die Suche nach „Tagesmüttern“ beschrieben, nicht nach „Angeboten der Tagesbetreuung“, wie die stockkonservative CDU-Ministerin formuliert, oder gar „Tagespflegepersonen“, wie es im holperigen Behördenjargon heißt. Ach über die all diese Biederen, die der öden Political Correctness frönen! Nein, da lobe ich mir die taz-Schreiberin, die die Dinge klar beim Namen nennt: „Tagesmütter“. Natürlich gibt es da keine „Väter“ (wir hatten zwar einen, aber auf solche Minderheiten muss man im neuen [alten?] Mainstream keine Rücksicht nehmen). Zwar gibt es bei der taz auch immer noch ein paar altbackene Feministinnen oder gar Frauenverstehermänner, die MinisterInnen usw. mit großem I schreiben, aber die gehen ja wohl demnächst in den Ruhestand.

Die Schreibe offenbart die Denke – Karl Kraus hat das viel eleganter formuliert. Ich bin gespannt, wann in der taz ein Artikel erscheint: „Mütter dringend gesucht – und zwar solche, die sich um ihre Kinder kümmern“. Von den „Tagesmüttern“ ist das nur ein halbes Wort entfernt. URSULA SCHAUER, Bremerhaven