Kölner Indie-Rocker gehen Hand in Hand

Um gegen die Markt beherrschenden Elektroniker aufzuholen, gründet die Indie-Szene ein Netzwerk. Das soll sich für mehr Konzerte und Veranstaltungsorte einsetzen. Zum Auftakt laden drei lokale Bands zum „Gitarrenabend“ ein

KÖLN taz ■ Der „Sound of Cologne“ ist elektronisch! Dafür spricht nicht nur die jährlich vom Kulturamt veröffentlichte gleichnamige Doppel-CD. Das gängige Bild der Kölner Musikszene – sieht man mal vom nur lokal bedeutenden Kölsch-Rock ab – zeigt eine deutliche Dominanz der elektronischen Musik. Eine Szene für Indie-Rock wie etwa in Hamburg gab es in Köln nie. Nicht mal während der Neuen Deutschen Welle, als sogar Provinzstädte wie Limburg oder Musikzentren wie Düsseldorf eine alternative Rockszene hatten, gingen von Köln Impulse aus. Das soll sich ändern: Lokale Independent-Bands wollen sich vernetzen. Zum Auftakt gibt es am 16. Januar einen Konzert- und Partyabend im Gebäude 9.

In der Vergangenheit gab es zwar immer wieder gute Rockbands, die aber schnell wieder abtauchten. Daran ändert auch der kleine Überraschungserfolg von „Angelika Express“ aus dem Vorjahr wenig. Damit solche Erfolge in Zukunft häufiger möglich sind, haben sich die Indie-Rocker die effektive Kooperation der elektronischen Musiker zum Vorbild genommen.

Beim „Eröffnungskonzert“ treten die Kölner Bands „Keegan“, „The Be-League“ und „Lume“ auf – alles Newcomer, deren Mitglieder allerdings zuvor schon in diversen Formationen aktiv waren. Und sie alle orientieren sich unüberhörbar an Britischer Pop- und Rockmusik. The Be-League knüpft beispielsweise sehr eigenständig an die Tradition des Pop-Rock an, Lume verweisen mit ihrem Sänger deutlich auf Elvis Costello und Keegan konnten mit dem Brit-Pop-Smasher „Melody“ gerade sogar ihre erste Single auf dem britischen Label Abaco veröffentlichen. Das ist noch lange kein Grund zum Jubeln – häufig genug versanden solche Erfolge wieder, weil man als einzelne Band eben zu leicht untergeht.

Für Guido Leicht von der erst 2003 gegründeten Band Lume gibt es daher noch Einiges zu verbessern: „Was ich mir für die Kölner Gitarrenszene wünsche, ist, dass es mehr Konzerte gibt wie dieses, wo sich Bands im Vorfeld verständigen können, der Abend im Gesamten für den Besucher den Anreiz gibt, von Anfang bis Ende dazubleiben und Musik neu zu entdecken, dass Clubs Interesse bekommen mit unbekannten Bands zu arbeiten, dass Kölner Gitarrenmusik einen guten Ruf bekommt, dass Plattenlabels aufmerksam werden auf guten Indie-Pop mit Melodie, Herz und Verstand.“

Im Zusammenhang mit der bestens eingeführten Partyreihe „GoGo Crazy“, die im Anschluss an das Konzert stattfindet und artverwandte Musik propagiert, soll der Abend Gelegenheit bieten, Neues zu entdecken. Doch das „sind nur Anfänge, eine Szene zu gründen“, sagt Guido Leicht. „Gute Musik und Bands gibt es. Was fehlt, ist der Mut von Clubbetreibern, Labelchefs, Presse und nicht zuletzt dem geneigten Indie-Publikum, sich mit noch unbekannter Musik zu befassen.“ Vielleicht kann der Abend daran etwas ändern.

CHRISTIAN MEYER

„Kölner Gitarrenabend“: Keegan, Lume, Be-League: 16. Januar, 20 Uhr, Gebäude 9, Deutz-Mülheimer-Str. 127-129Zum Konzert wird eine Tape-Compilation mit Stücken der drei Bands verkauft.