Gewitterige Trommel-Klassik

Konzert im Sendesaal von Radio Bremen: Stefan Rapp gastierte mit seinem Ensemble

Es war 1998 in der Kirche Unser Lieben Frauen eine regelrechte Sensation, als die sechs Schlagzeuger des Ensembles „Antares“ Jannis Xenakis‘ gewaltiges „Persephassa“ durch die Kirche donnerten. Nun war von dem Ensemble Stefan Rapps, Schlagzeuger der Deutschen Kammerphilharmonie, ein hinreißendes Konzert im Sendesaal von Radio Bremen zu hören. Natürlich waren von 13 Stücken nicht alle gleich toll, aber die inhaltliche und damit auch klangliche Vielseitigkeit beeindruckte.

Die vier Schlagzeuger und zwei Trompeter (Christopher Dicken und Bernhard Ostertag) interpretierten mit Werken von André Jolivet, Sofia Gubaidulina und Igor Strawinski auch brave Klassik. Beeindruckend aber das von Rapp phänomenal gespielte Xenakis-Stück „Rebonds“ sowie ein „Tsi-Shin-Kut“ betiteltes Erdgeistritual für vier Schlagzeuger und elektronische Klänge von der Koreanerin Younghi Pagh-Paan. Zwei Stücke, die mit einiger Wahrscheinlichkeit einmal zur Musikgeschichte gehören werden.

Zu Xenakis‘ Trommelgewitter und dem empfindlichen, mit unendlich vielen Instrumenten ausgestatteten Werk Pagh-Paans, das ein uraltes schamanistisches Erdgeistritual geistreich in unsere Zeit übersetzt, bildeten die Kompositionen des geheimnisvollen Størn Sønderrop ein ungemein witziges Gegengewicht.

Man kann davon ausgehen, dass es sich um ein Pseudonym handelt. Angesichts der Qualität der musiktheatralischen Werke wird es spannend sein, eines Tages um seine Identität zu wissen. Bei der Interpretation des Werkes sorgten Markus Linke als Oben-ohne-Körperschlagzeuger und Stefan Rapp mit einem präparierten Stuhl als Schlagzeug für begeisterte Kurzweil im gut besuchten Sendesaal.

UTE SCHALZ-LAURENZE