Billardstöcke schon mal an der Tür postiert

Prozessbeginn: Zwei Männer aus der rechten Szene haben einen Vietnamesen mit Queues zusammengeschlagen

„Der hat irgendwie genervt“, sagt Jens B. schulterzuckend über den Vietnamesen Thai L. Der spielte am Abend des 8. Juli in der Stammkneipe von Sven Sch. und Jens B., „Franky’s Relax-Bar“ in Friedrichshain, am Automaten. Sie drängten den Vietnamesen gewaltsam auf die Straße. „Der kommt wieder“, waren sie sich sicher. Und stellten schon mal drei Billardqueues neben die Tür. L. und ein anderer Vietnamese kamen wieder. L. wurde von Sven Sch. mit dem Queue brutal zusammengeschlagen, erlitt eine Schädelprellung und eine Platzwunde am Kopf. So weit die Version der Staatsanwaltschaft bei Prozessbeginn gestern im Amtsgericht Tiergarten.

Sven Sch. (31) und Jens B. (23) schildern die Sache natürlich anders. Sie hätten nur einer Kellnerin helfen wollen, die mit dem Vietnamesen gestritten habe. Später seien die Vietnamesen mit Steinen bewaffnet zurückgekehrt. „Da hab ich dem die Steine abgenommen, damit der nichts macht“, so Sven Sch. Zweimal habe er mit dem Queue zugeschlagen, doch dann habe er „Panik“ bekommen. „Da hab ich ihm ein Glas Wasser gebracht, weil er so geblutet hat, aber er wollte nichts trinken“, erinnert er sich und schafft es, fast ein bisschen naiv zu klingen.

Beide Angeklagten sind der Polizei mehr als bekannt. Entweder sie sitzen gerade im Knast, oder sie unternehmen alles, um wieder dorthin zu kommen. Im April provozierte Sven Sch. an seinem neunten Tag in Freiheit eine Schlägerei im „Ku’dorf“. Fünf weitere Gewaltdelikte aus dem Jahr 2003 werden ihm zur Last gelegt. Schnell hat er das Gefühl, bedroht zu werden: „Dann schlag ich lieber als Erster zu.“ Jens B. sähe sich hingegen gerne als moderner Robin Hood. Im Hafturlaub verprügelte er ein Paar und deren Tochter. Eigentlich wollte er nur den Vater zur Rede stellen, „weil der so fies zu seiner Familie ist“. Dann sei die Situation eskaliert. An mehr kann er sich nicht erinnern. Der Angriff gegen den Vietnamesen habe keinen fremdenfeindlichen Hintergrund, sind sich die Verteidiger einig. „Der Sven hat auf jeden Fall was gegen Ausländer“, habe Jens B. kurz nach der Festnahme ausgesagt, berichtet die Richterin. Nun, wo es eine Verteidigungsstrategie gibt, sagt er etwas ganz anderes: „Das war Zufall, dass das ein Vietnamese war.“ Sven Sch. gibt zwar zu, früher in der rechten Hooliganszene aktiv gewesen zu sein, „doch das ist lange vorbei“. Ob das Ganze nicht passiert wäre, wenn L. unauffällig sein Bier getrunken hätte, fragt die Richterin. B. schüttelt den kurzgeschorenen Schädel. MAREN BEKKER