Self-Service

Wirklich Metropole: In der Volksbühnen-Neustadt schaut man auf Istanbul

Ersatzstadt – Self-Service-City Istanbul: Samstag und Sonntag, jeweils 19.30 Uhr, in der Volksbühne

Ist alles eine Frage der Perspektive: Kommt man wie klein Emil aus Neustadt nach Berlin, scheint einem das ein brodelnder Moloch. Schaut man sich weiter in der Welt um, schrumpft die Metropolis Berlin doch schnell zum beschaulichen Städtchen. Ganz anders Istanbul. In den letzten 50 Jahren schnellte die Einwohnerzahl dort von einer auf 13 Millionen, ohne dass groß eine Stadtplanung eingegriffen hätte. Und um das dabei entstandene gewaltige Ensemble wenigstens bruchstückhaft in den eigentlich recht intimen Rahmen von Bert Neumanns Neustadt-Kulisse in der Volksbühne zu zwängen, wird das Istanbul-Feature zweigeteilt. Am heutigen Samstag dreht sich alles um die so genannten Gecekondus, Istanbuls informelle Vorortsiedlungen, die ein Beispiel einer selbstorganisierten Aneignung von Stadt geben. Mit Vorträgen, Diskussionen und Aziza-A, die Lieder der Gecekondu-Ballade „Ali aus Kesan“ interpretiert. Am Sonntag geht es dann katastrophistisch auch um die Frage, ob das drohende Erdbeben in der Region nicht gar eine Chance für radikale Veränderung sein kann.