„einzelhandel“
: Keine billigen Tricks, bitte!

CHRISTIAN GOTTSCHALK: Die Kolumne am Donnerstag

Was habe ich mir damals Gedanken gemacht, als das Rabattgesetz fiel. Die Hohe Straße wird zum Basar, dachte ich, bei jedem T-Shirt muss man gnadenlos feilschen, und bei Plus zieht einen die gewiefte Kassiererin über den Tisch: „Sagen wir zwanzig für alles, und die Nudeln lege ich Ihnen noch obendrauf.“ Es kam alles anders: Veräppelt wird man schon, aber das Niveau ist erbärmlich.

Kaufte man früher sechs Einwegrasierer in einer Packung, erhält man heute vier Einwegrasierer und zwei gratis dazu. Danke, Herr Wilkinson, sehr großzügig von Ihnen, ich schwöre ewige Kundenbindung.

Als ich jung war, erhielt man bei jedem Einkauf Rabattmarken, die man in ein Rabattmarkenheftchen einklebte, das in der Regel in der Küchenschublade neben den Gummibändern, der Kordel und den Haftis aufbewahrt wurde. Wenn das Heftchen voll war, gab man es ab und erhielt ein wenig Bargeld. Man konnte die Rabattmarken aber auch als Briefmarken für die Kinderpost benutzen.

Bei Globus wird man heutzutage nach irgendeiner Rewe-Bonuskarte gefragt, bei Karstadt gibt es HappyDigits. Was aber bekommt man für 1.500 Digits? Ein Abonnement von „PM – Peter Moosleitners interessantes Magazin“. Oder einen Reisefön. Oder Spiegeleierformer. Oder den schicken Kerzenleuchter „Lumina“.

Das sind Eure „tollen Prämien“? Da gebe ich mein Geld lieber an der Losbude auf der Deutzer Kirmes aus. Selbst wenn ich danach mit einem riesigen Stofftier Straßenbahn fahren muss. Das ist weniger entwürdigend, als sich als „treuer Kunde“ mit einem Reisefön abspeisen zu lassen.

Ich kann zwar nichts dagegen tun, dass auch ich ein „Verbraucher“ bin (ich bin ja sogar „Anwohner“, ich hasse mich), aber, lieber „Einzelhandel“, mit mir nicht! Keine billigen Tricks!

Wenn ich „PM – Peter Moosleitners interessantes Magazin“ abonnieren will, lasse ich den jungen Mann, der mich fragt, ob ich etwas gegen junge Männer hätte, die mal straffällig geworden sind, beim nächsten mal einfach in meine Wohnung.

Und wenn ich eine Fernsehzeitschrift abonnieren will, nehme ich einfach die, die mir einen Sandwich-Toaster dazu gibt. Reisefön. Ich glaube, es hackt.