Heller will delirieren

Kulturhauptstadt: Die Partnerstädte Danzig, Riga und Bremen wollen sich gegenseitig unterstützen

Bremen taz/dpa ■ Bremen erhält für seine Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas 2010 Unterstützung von seinen Partnerstädten Danzig und Riga. Hochrangige Vertreter der drei Hansestädte unterzeichneten gestern während des Neujahrsempfanges des Senats einen Letter of Content. In der Vereinbarung verpflichtet sich Bremen, im Gegenzug mögliche Bewerbungen Rigas für 2014 und Danzigs für 2016 „zu unterstützen“.

Kulturhauptstadtbewerbungsintendant Martin Heller wies mit Sprachwitz, aber auch mit Ernsthaftigkeit darauf hin, dass es weiter hart und „im Zeichen ambitionierter Seriösität“ zu arbeiten gelte: Bremen sei „noch längst nicht aufgestellt für das, was es sich mit dieser Bewerbung zumutet.“ Die Stadt müsse erst in die Aufgabe hineinwachsen wie „in einen zu großen Anzug“ und „allzu behagliche Trampelpfade verlassen“, sagte der Schweizer. Kulturhauptstadt zu sein bedeute mehr „als während eines Jahres das städtische Kulturprogramm ein, zwei Gänge hochzufahren, etwas prominentere Künstler einzuladen als üblicherweise und den vielen Gästen aus ganz Europa freundlich reserviert zuzulächeln“. Natürlich werde die Kampagne auch bremischen Eigenheiten wie „hanseatischem Gleichmut, schmalen Kassen, fehlender Medienreichweite und basisdemokratischen Empfindlichkeiten“ ihre Referenz erweisen“.

Bremen brauche gleichwohl „vehemente Erneuerung“, stellte Heller fest. Der Schweizer forderte von den Kulturakteuren der Stadt frische Ideen. Viele der bislang eingegangenen Pläne seien „gut, solide, redlich, machbar, liebenswürdig“, kaum einer jedoch „wirklich berauschend, delirierend, hin-, weg- und mitreißend“. Das müsse sich ändern, mahnte Heller an. Bremen muss seine „Bewerbungsschrift“ am 30. Juni 2004 abgeben. jox