schwabinger krawall: guter vorsatz von MICHAEL SAILER
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Wie der Jackie am Nachmittag aufgewacht ist, war alles wie immer: ein Mords-Schädel, lauwarme Lauge im Bauch und das verschwommene Gesicht von irgendeinem Hasen. Das Gesicht hat „Tschüssi!“ gesagt, und der Jackie war mit dem Malheur allein. Schlaf ich eben bis morgen weiter, hat er noch gedacht, aber vergessen, das Telefon auszustecken.

Wie er das jodelnde Klump in dem Tohuwabohu von leeren Flaschen und Party-Pipapo endlich gefunden hat, war seine Mutter dran und wollte ihm ein neues Jahr wünschen. Weil dem Jackie auf so einen Schmarrn keine Antwort eingefallen ist und er festgestellt hat, dass er in einer Salamipizza steht, die unter Umständen sogar schon einmal jemand gegessen hatte, hat er aufgelegt; sofort hat es wieder gejodelt, und jetzt hat sein Vater gebrüllt, wie er eigentlich mit seiner Mutter umspringe und dass es ihm reiche mit diesem Herumgelumpe.

Diesmal ist dem Jackie der Schreck in die Glieder gefahren, weil ohne das Geld von seinem Vater wäre er ja aufgeschmissen. Da ist ihm die Idee gekommen, dass er einen guten Vorsatz fassen könnte, zum Beispiel den, sich einen Job zu suchen. Also hat er den dicken Kerl angerufen, der ihm seit Monaten anbietet, als Klatschreporter bei seinem Szene-Heftl einzusteigen, und gefragt: „Na, schon Vorsätze gefasst?“ – „Klar! Nie mehr Insolvenz anmelden, hahaha!“, hat der dicke Kerl gedröhnt und dann aufgelegt.

„Wie meinst jetzt du das mit einem Vorsatz?“, hat die Jacqueline gefragt; wenn das wieder was mit eingeölten Bürstenkondomen oder so sei, dafür könne er sich eine andere Schnecke suchen. Die Violetta, die der Jackie sonst generell nicht anruft, weil der Hubsi gemeint hat, dass die sowieso lesbisch ist, hat gar nicht richtig sprechen können, sondern bloß geröchelt, er solle ihr noch einen Absinth bringen und bitte schön den Aschenbecher ausleeren, und sie möchte dann zahlen.

Der Hubsi hat gesagt, dass gute Vorsätze schwul sind und ob er schon gehört habe, dass der Moshammer mit seinem Hund in einer Spezialklinik im Tessin ist, weil der beim Gassigehen einen aufgeweichten Chinaböller verschluckt hat, und dass die Salm auf der Weihnachtsgala von der Ohoven drei Hummer geklaut hat, in ihrer Handtasche! Obwohl er das nicht genau wisse, weil er selber nicht dabei war, bloß der Helli, der ja ein notorischer Lügner und in Wirklichkeit von seinen Eltern enterbt worden sei; aber dafür habe er erfahren, dass der Robbie Williams die alte Wohnung von der Barbara Valentin kaufen will, weil er einen Queen-Song aufnimmt, und das Ganze könne er ihm bei einem Grog im Café Schwabing viel besser erzählen.

Das sind dann ein paar mehr Grogs geworden, und weil die so gezuckert waren, haben der Hubsi und der Jackie ein paar Weißbier hinterhergezischt; dann ist der Heftl-Kerl reingeschneit und hat was von einer Secret-Party bei der Gräfin Frack zu Sausen erzählt, und das Letzte, was der Jackie noch weiß, war, dass der Hubsi immer „Sekret-Party!“ gebrüllt hat und er selber, wie er später irgendwo die Kellertreppe hinuntergeflogen ist, sich gedacht hat: Ist eh wurscht, die Alten rufen ja erst nächstes Jahr wieder an.