steffen grimberg
: Und hier kommt Kurt Beck ins Spiel

Eigentlich sind Gebühren sein Job. Gerne aber wagt sich der Chef der SPD-Medienkommission auch in den gefährlichen Presse-Dschungel

Es gehört zu den Gepflogenheiten der hohen Politik, alles erst zum letztmöglichen Termin zu erledigen. Und so wurden Abgesandte des Holtzbrinck-Konzerns diesen Dienstag beim Kartellamt nochmal in Sachen Tagesspiegel und Berliner Zeitung vorstellig, pünktlich am letzten Tag der eingeräumten Frist.

Zur Erinnerung: Die Wettbewerbshüter hatten Mitte Dezember angekündigt, die Übernahme der Berliner Zeitung durch den Stuttgarter Verlagskonzern (Die Zeit, Handelsblatt) unter den gegebenen Umständen weiterhin zu versagen. Dass Holtzbrinck nämlich seinen ebenfalls in Berlin erscheinenden Tagesspiegel an den zufällig hauseigenen Manager Pierre Gerckens verkauft und mit dem Blatt nun rein gar nichts mehr zu tun hätte, mochte nun wiederum das Kartellamt dem Konzern nicht abkaufen.

Für gestern war dem Kartellamt dann noch die Verschriftlichung der Dienstagsgespräche angekündigt, und wenn wir Glück haben, schreibt Michael Naumann heute in der Zeit, wie’s weitergeht.

Nur das eigentliche Problem bleibt dabei weiter ungelöst: Wie können Zeitungen, Qualitätsblätter allzumal, endlich wieder Geld verdienen? Dass Konjunkturbelebung plus Werbeaufschwung nicht ausreichen werden, ist das so ziemlich Einzige, worüber sich die Verleger einig sind. Und hier kommt jetzt Kurt Beck ins Spiel.

Wieso, werden Sie mit Recht fragen, der ist doch Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz. Stimmt, aber auch Chef der Medienkommission der SPD. Und obwohl Beck qua Amt eher mit ARD, ZDF und der leidigen Gebührenfrage betraut ist, erweist er sich auch in Pressedingen als Prophet: Wozu die ganze Aufregung über eine Gebührenerhöhung auf 17,20 Euro ab 2005, wenn das doch „gerade mal die Hälfte des Preises für ein gutes Zeitungsabo“ ist, wie Beck nicht müde wird zu versichern.

Genial, der Mann: Zwar kostet heute die FAZ nur 29,80 Euro im Monat, 29,75 Euro die FR und der Tagesspiegel gar nur 24,90 Euro. Wenn aber 34,40 Euro zu berappen sind, dürften sich spätestens 2005 die dicksten Probleme erledigt haben. Und auch der Tagesspiegel wäre allein überlebensfähig. Ganz ohne Berliner Zeitung.