Begeisterung ins Rollen gebracht

Boot blieb heil und die Begeisterung groß: Deutsche Rollstuhlbasketballerinnen verteidigen vor 1100 Fans ihren Europameister-Titel gegen starke Niederländerinnen und qualifizieren sich direkt für die Paralympics 2004 in Athen

„Wenn bei der Abschlussparty das Boot nicht untergeht, ist alles perfekt gelaufen“:Holger Glinicki

von ANDREAS WITTKOPP

Das deutsche Rollstuhlbasketball-Team der Frauen hat erfolgreich seinen Europameisterschafts-Titel verteidigt. In einem hochklassigen und spannenden Spiel wurden am Samstag die Niederländerinnen vor 1100 Zuschauern in der Wandsbeker Sporthalle mit 65:58 besiegt. Zuvor schlugen die Britinnen das französische Team mit 48:36 und erreichten als Dritte die direkte Qualifikation für die Paralympics 2004 in Athen.

Die Deutschen starteten eifrig in das Endspiel und lagen bereits nach fünf Minuten mit 10:4 in Führung. Doch mit ihrer gut aufgelegten Top-Spielerin Jenette Jensen kämpften sich die Niederländerinnen bis zur ersten Pause auf 10:11 heran. Im zweiten Viertel waren es auf Seiten des heimischen Teams vor allem die eingewechselte Scorerin Anette Kahl und die Regisseurin Birgit Meitner mit einer überragenden Vorstellung, die für einen beruhigenden 13-Punkte Vorsprung sorgten. Doch bis zum Ende des dritten Viertels spielten sich die Niederländerinnen wieder bis auf 33:39 heran.

In einer spannenden Schlussphase hatten die Titelverteidigerinnen dann die besseren Nerven. 20 Sekunden vor Schluss sorgte die Hamburgerin Anette Kahl mit zwei verwandelten Freiwürfen für den Endstand. „Meine Trefferquote bei Freiwürfen war am Anfang katastrophal. Deshalb war ich am Schluss unheimlich nervös. Aber jetzt bin ich überglücklich“, freute sich die erfolgreichste Werferin des Turniers (96 Punkte) unter Tränen.

Die vielen Zuschauer verbreiteten mit lauten Anfeuerungsrufen eine endspielwürdige Atmosphäre. Unter den Gästen waren auch viele aus den Niederlanden im strahlenden „Oranje“. Die Familie der Spielerin Cher Korver war mit rund 30 Leuten angereist. „Wir sind bereits seit Mittwoch in der Stadt. Abgesehen davon, dass wir in der Halle zu wenig VIP-Plätze haben, sind wir begeistert von diesem Turnier“, so Familienmitglied Rood Korver.

Nach dem Spiel fuhr ein strahlender Teammanager Holger Glinicki über das Spielfeld. „Wir haben ein tolles Turnier mit vielen Zuschauern und einer fantastischen Stimmung erlebt. Wenn heute Abend bei der Abschlussparty das Boot nicht untergeht, ist alles perfekt gelaufen.“ Auch die Spielerinnen zeigten sich angetan vom begeisterungsfähigen Publikum.

Korbjägerin Heidi Kirste, offizielle Botschafterin für die Hamburger Olympia-Bewerbung: „Das Publikum hat in uns Feuer und Flamme entfacht. So eine Atmosphäre habe ich das letzte Mal bei den Paralympics in Sydney erlebt.“ Auch die englische Korbjägerin Helen Turner freute sich: „Es waren super viele Leute hier. Wir haben das Turnier sehr genossen. Vielleicht sehen wir uns ja 2012 hier alle wieder.“ Beste Voraussetzungen also für ein Paralympics-Turnier in Hamburg. Davon überzeugt ist auch Jan Berteling, Präsident der „Euro Zone International Wheelchair Basketball Federation“.

Er bedankte sich bei den Hamburgern für die hervorragende Organisation der EM und wünschte der nationalen Bewerbung Hamburgs viel Erfolg. Nationalspielerin Verena Klein betonte den doppelten Erfolg des Turniers: „Neben der Titelverteidigung ging es uns auch um die Promotion unseres Sportes. Ich denke, das ist uns ganz hervorragend gelungen.“