nachgefragt
: „Wir wollen den städtebaulichen Vertrag sehen“

Stadtwerder: Wohnen am Fluss

Auf dem Stadtwerder zwischen kleiner und großer Weser sollen 350 Wohnungen gebaut werden – so der Plan der Baubehörde, die neulich einen Entwurf mit der Deputation für Bau abgestimmt hat. Das Gelände um den alten Wasserturm, auch „Umgedrehte Kommode“ genannt, gehört der swb AG (Ex-Stadtwerke), die aber ihre Zustimmung gegeben hat, das Gelände nicht ohne städtebaulichen Vertrag zu veräußern. Der Neustädter Ortsamtsleiter Klaus-Dieter Fischer, in dessen Reich das Neubau-Gebiet fällt, hat Anmerkungen. taz: Freuen sie sich, dass ein so hochwertiges Wohnprojekt in ihrem Sprengel entsteht? Klaus-Dieter Fischer: Das Gelände liegt uns ganz außerordentlich am Herzen. Der Planentwurf wird ja jetzt im Ortsamt öffentlich ausgelegt, da wird es eine rege Diskussion geben. Unser Problem ist, dass wir den städtebaulichen Vertrag, den die Stadt mit der swb AG aushandelt, noch nicht gesehen haben. Dieser Vertrag ist entscheidend. Ihm könnten wir entnehmen, welche Bedingungen in Sachen Parkplätze oder Ökologie an die Bebauung geknüpft werden.

Durch ein Neubauviertel entsteht neuer Verkehr im Wohngebiet zwischen Franziuseck und Wederstraße. Sehen Sie Probleme? Wir haben ja deswegen schon erhebliche Unruhe im Quartier. Wir haben mit großem Interesse gelesen, dass es ein Verkehrsgutachten geben soll. Die Leute dort werden ja schon durch den Verkehr zur Hochschule für Nautik sehr eingeschränkt, aber auch durch die wild abgestellten Fahrzeuge. Wir haben hier ja quasi eine Innenstadtlage. Die Leute parken vor der Wilhelm-Kaisen-Brücke, um zum Beispiel zum Domshof zu kommen. Und die Bewohner kommen nicht mehr rein noch raus. Jetzt sehen die Leute eine zusätzliche Last auf sich zukommen. Drittens wird für die Umgedrehte Kommode eine zum Teil öffentliche Nutzung angestrebt, was wir auch fordern! Auch das erzeugt Verkehr, der durch eine Tief- oder Hochgarage nahe dem Wasserturm abgewickelt werden muss.

Wie gestaltet sich der Kontakt mit dem privaten Verkäufer des Geländes, der swb AG?Der ist im Moment ziemlich abgebrochen, obwohl ich darüber nicht meckern will. Ich gehe davon aus, dass die Baubehörde ständigen Kontakt hatte, aber wir waren nicht mehr tangiert. Diesen Faden muss ich jetzt wieder aufnehmen. Wir haben Ideen, welcher Mieter im alten Wasserturm für eine kulturelle Öffentlichkeit sorgen könnte, die würden wir gerne mit den Investoren abstimmen.

Unterm Strich scheinen Sie sich nicht informiert genug zu fühlen, gemessen an der Bedeutung des Projekts für die Neustadt? Ich hätte mir mehr Informationen gewünscht. Auf der anderen Seite kann man sagen, soll der Ortsamtsleiter doch sehen, wie er an seine Infos rankommt. So ist es eben: Wenn Sie darauf warten, dass Ihnen jemand etwas auf den Tisch legt, dann können Sie lange warten. Ich will aber betonen, dass wir unterm Strich sehr zufrieden mit der Entwicklung sind. Wir haben gesagt, dass wir Wohnbebauung auf diesen Brachen haben wollen, wir wollen sie nicht auf der grünen Wiese. Und wir haben da in der Neustadt das attraktivste Gebiet in Bremen. Der Ortsamtsleiter würde da auch gerne wohnen, aber wahrscheinlich wird das zu teuer…

Fragen: hey