DÄNEMARK: DER CO2-HANDEL BEENDET DIE ENERGIEWENDE
: Die Ausnahme wird zur Regel

Dänemark liefert gerade ein Musterbeispiel dafür, wie die Möglichkeit des Handels mit CO2-Quoten die Umweltpolitik korrumpiert. Mehrere Jahrzehnte lang war das Land mit gutem Beispiel vorangegangen. Hier drehten sich – staatlich gefördert, unabhängig von der Farbe der jeweiligen Regierung – bereits tausende von Windkraftwerken, bevor regenerative Energie in anderen Ländern überhaupt ein Thema wurde. Damit war nicht nur der Begrenzung des Treibhauseffekts gedient. Die Entwicklung der Windkrafttechnologie lohnte sich auch wirtschaftlich. Schnell mauserte sich die Branche vom Werkstattniveau zu einem bedeutenden Industriezweig mit zehntausenden neuen Arbeitsplätzen. Und nun die plötzliche Kehrtwende.

Statt den CO2-Ausstoß bei den nach wie vor zahlreichen Kohlekraftwerken des Landes weiter zu vermindern und ansonsten auf regenerative Energie zu setzen, schlägt Dänemark nun den billigen Weg ein. Einige kurzsichtig rechnende Experten haben der Regierung weisgemacht, es sei doch nur halb so teuer, sich im Ausland CO2-Quoten zu kaufen, als zu Hause auf eine Eindämmung von deren Produktion zu setzen. Ein richtig gutes Geschäft lässt sich laut solchen Rechenkunststücken sogar mit einem weiteren Ausbau der Kohleverstromung zum Zwecke des Stromexports in die Länder machen, die demnächst einige AKWs einmotten.

Natürlich führt der Kauf solcher bislang ungenutzter Quoten zu einem globalen Anstieg des CO2-Ausstoßes. Die EU wollte diesen Quotenhandel erst nicht und hat sich dann doch dem Druck der USA gebeugt. Man hoffte, dass die Quoten nur „zusätzlich“ zu einheimischen Maßnahmen verwendet werden sollen. Nun macht Dänemark den Zusatz zur Hauptsache – und beweist damit, dass die Regelung nicht funktioniert. Es wird nicht mit weniger Geld ein gleicher Einsatz für die Umwelt erreicht, wie Kopenhagen suggerieren will. Im Gegenteil: Hier werden Steuergelder für virtuelle Quoten hinausgeworfen; gleichzeitig wird der Treibhauseffekt verstärkt. Und es steht zu befürchten, dass das dänische Beispiel ganz schnell Nachahmer findet. REINHARD WOLFF