Dorstens Basketballerinnen lernen verlieren

Die Basketballerinnen der BG Dorsten mussten im Europa-Cup gegen Fenerbahce SK Istanbul ihre zweite Niederlage hinnehmen. Obwohl aus der Bundesliga das Siegen gewohnt, sind die Verantwortlichen nicht gerade unglücklich

DORSTEN taz ■ Zum Schluss standen die Zuschauer in der erstmals ausverkauften Juliushalle auf, um ihr Team zum Sieg zu schreien – vergebens. Die Spielerinnen der BG Dorsten nutzten ihre Chancen nicht. Der letzte Einwurf landete beim Gegner, kurz vorher sprang ein Freiwurf zurück ins Feld. Mit 62:63 setzte es gegen Fenerbahce Istanbul im dritten Spiel des Europa-Cups die zweite Niederlage. Die Chancen auf den Einzug ins Viertelfinale sinken.

Richtig sauer war aber nur Trainerin Aleksandra Kojic. „Wenn man so wie wir heute nur 43 Prozent aller Würfe aus der Nahdistanz im Korb unterbringen kann, braucht man sich in Europa gar nicht vorzustellen“, sagte sie. Hinzu kam, dass die Dorstenerinnen die beiden amerikanischen Spielerinnen Colleen Miller und Beathny Donaphin nicht in den Griff bekamen. Trotz schlechter Quote erzielten die beiden 49 der 63 Gästepunkte – ein weiterer Baustein für die Niederlage.

Wichtiger als das Ergebnis war aber die Tatsache, dass die Halle mit 1.200 Zuschauern erstmals ausverkauft war. Obwohl zum Schluss nur die zahlreichen Gästefans feierten, überwogen bei den Anwesenden die positiven Eindrücke. „Ich wohne seit 1963 in Dorsten und kann mich nicht erinnern, schon einmal einem ähnlich großartigen Sporterlebnis in der Lippestadt beigewohnt zu haben“, sagte der Vorsitzende des Sportausschusses, Karl-Heinz Weber.

Das passt zum Anspruchsdenken in Dorsten. Die Erfolge sind zu frisch. Vor drei Jahren spielte das Taem noch in der zweiten Bundesliga. „Die Entwicklung geht fast zu schnell“, sagt der erste Vorsitzende Bruno Kemper, „eigentlich war es gut, dass wir verloren haben, wir befinden uns am Rande der Kapazitäten.“ Oberste Priorität besitzen ganz klar der Pokal und vor allem die Bundesliga.

15 Spiele, 15 Siege lautet dort die Bilanz. Zu den Bundesligaspielen verlieren sich trotzdem meist nur 400 Zuschauer in der Halle – aus Langeweile oder einfach aus Desinteresse. Die Aufmerksamkeit der überregionalen Medien stieg trotz der erschreckend anmutenden Siegesserie in der Bundesliga nur langsam. Für die Wende sorgte der erste Europa-Cup Sieg gegen Tabellenführer Lille im Dezember. Zum Spiel gegen Istanbul baute sogar der WDR seine Kameras auf – für einen zweiminütigen Bericht in der Lokalzeit.

Morgen kehrt der Alltag erst mal wieder zurück. Mit dem TSV 1880 Wasserburg kommt der Tabellenzweite nach Dorsten. Eigentlich ein Spitzenspiel. Das Hinspiel gewannen die Dorstenerinnen auswärts relativ locker mit 79:70. Reine Formsache also. „Durch die Terminplanung ist die Vorfreude auf das Match abgeschwächt“, sagt Paul Kemper, „es wird schwer die Euphorie des Europa-Cups rüberzuretten.“

Nicht nur für das Team. Einmal angefixt lechzt das Dorstener Publikum nach dem nächsten internationalen Höhepunkt. Sehnsüchtig warten alle auf den kommenden Mittwoch. Dann gastiert das ungarische Team von DKSK Miskolc in der Juliushalle. Um die minimalen Chancen auf den Viertelfinaleinzug aufrecht zu erhalten müsste eigentlich ein Sieg her. Aber gegen eine knappe Niederlage hätte wohl auch niemand etwas einzuwenden. HOLGER PAULER