Arbeit erledigt
: Wenn ein Amt kein Amt mehr sein will

Eine Gesellschaft, die niemand als Ganzes mehr im Blick hat, sondern in der jeder nur abzuschieben versucht, was er loswerden kann, wird sich selbst gefährlich.

Kommentar von SANDRA WILSDORF

Das Arbeitsamt darf kein Amt mehr sein, es will wie ein ganz normales privatwirtschaftliches Unternehmen agieren. Was für eine sinnlose Arbeitsmarktpolitik: Da gibt es Weiterbildung nur noch für die, die hinterher mit einer Zweidrittelwahrscheinlichkeit einen Job bekommen. Da geht es nur nach Verbleibs- und Integrationsquoten. Mit der Folge, das gut ausgebildete Akademiker gefördert werden, die das im Zweifel noch als lächerliche Schikane empfinden, chancenlose Jugendliche aber maximal der Weg in eine kriminelle Karriere erleichtert wird.

Natürlich lässt sich der Erfolg eines Jahrgangs in der Jugendwerkstatt weniger eindrucksvoll in Zahlen abbilden als ein Durchgang Ingenieure, denen man noch ein bisschen in Ökonomie nachgeholfen hat. Zudem sind die Maßnahmen für Akademiker auch noch billiger, weil die auch in größeren Gruppen und frontal zu belehren sind.

Allerdings nur auf den ersten Blick. Denn jeder Jugendliche, der nach den Eltern und der Schule auch von einem Hilfesystem verloren gegeben wird, kommt die Gesellschaft teuer zu stehen. Weil er nie seinen eigenen Lebensunterhalt verdient. Weil er vielleicht kriminell wird.

Dieses große Ganze im Blick zu haben, ist Aufgabe eines Superministers oder auch Supersenators. Aber leider gibt es den einen so wenig wie den anderen.