Alle können es besser

Ole von Beust ist der Favorit im Hamburger Wahlkampf voller Sonderheiten

hamburg taz ■ Skurrilitäten gibt es reichlich, aber nur einen Favoriten. Rentner Rolf Hannss mit seiner Ein-Mann-Partei „Contra gegen Volksverdummung“ wird die Hamburger Bürgerschaftswahl am 29. Februar nicht gewinnen, ein Schicksal, das er mit der Partei Bibeltreuer Christen teilt und auch mit der 2,20 Meter langen Reeperbahn-Transe Olivia Jones, die jede Kiez-Party schmückt. 23 EinzelbewerberInnen, Parteien und Wählervereinigungen treten an, aber an Ole von Beust kommt niemand heran.

In zwei Jahren wurde der 48-Jährige zum „Bürgermeister der Herzen“, den 64 Prozent der HamburgerInnen wählen würden. Da er aber in der CDU ist, muss er sich mit etwa 45 Prozent begnügen. Selbst das kann noch für die absolute Mehrheit reichen, denn nach neuesten Umfragen liegt die SPD bei 30 und die Grün-Alternative Liste bei 13 Prozent. Alle anderen müssen bangen: FDP und Ronald Schills neue Partei Pro-DM werden mit je vier Prozent veranschlagt, seine Ex-Partei Rechtsstaatlicher Offensive nur mit ein bis zwei.

Die hat skurrilerweise zwar offiziell noch das Kürzel „Schill“, will es aber nicht mehr verwenden. Und „Pro“ darf sie sich nicht nennen, weil der Düsseldorfer Bolko Hoffmann, Bundeschef von Pro-DM, ihr das gerichtlich verbieten ließ. Also versuchte sie es kurzzeitig mit „Paro“, aber das heißt auf Spanisch arbeitslos oder stillgelegt, also nennt sie sich jetzt Offensive oder Liste 3.

Thomas Mirow (51), der blasse Möchtegern-Bürgermeister der SPD, wird nächste Woche auf einem Parteitag offiziell zum Spitzenkandidaten gewählt werden, morgen wollen die Grünen die 51-jährige Lehrerin und Fraktionschefin Christa Goetsch ebenso auf Platz eins ihrer Liste setzen wie die Offensive Innensenator Nockemann. Schill ist bereits Spitzenmann seiner neuen Partei, die FDP setzt auf Bildungssenator Reinhard Soltau.

„Hamburg kann‘s besser“ lautet der Wahlkampfslogan der GAL, „Hamburg kann es besser“ glaubt die SPD. 1999, zur Halbzeit des damaligen rot-grünen Senats, hatte CDU-Oppositionsführer von Beust exakt dasselbe behauptet – Hamburger Skurrilitätenkabinett. smv