Bremen auf der CeBIT
: Eine Stadt sucht nach „Mobile Solutions“

Unterm Adlerauge des Senators

Mindestens eins muss man Bremens Senator für Wirtschaft und Häfen lassen: Pressekonferenzen mit Josef Hattig sind stets unterhaltsame Veranstaltungen. Selbst eine wie gestern. Hattigs NRW-Heimat feierte Rosenmontag, und der Polit-Exilant musste einen Routine-Termin wahrnehmen – zusammen mit dem Geschäftsführer der Investitions-Gesellschaft (BIG), Ulrich Keller, galt es mal wieder die Werbetrommel für Bremen als „Mobile City“ zu rühren. Man wolle das Land, so die Losung, zu einem Zentrum für moderne Telekommunikationstechnologien machen.

Doch während Keller müde die seitenlangen Pressemitteilungen und elaborierten Hochglanzbroschüren zusammenfasste, mit denen sein Haus Bremens eigenen Stand auf der diesjährigen CeBIT (12.-19. März) feiert, griff Hattig tief in die Trickkiste seiner bisweilen etwas verqueren Metaphorik. Unendlich wichtig sei es, dass die kleinen und mittleren Bremer IT-Unternehmen selbst auf der Messe in Hannover vertreten seien. „Da trifft man Gott und die Welt – die Frage ist nur, spricht man Gott an oder die Welt.“ Auf einer Messe gelte es nicht „blabla zu quatschen und zu sagen, dass Bremen ’ne schöne Stadt ist“. Vielmehr müsse man „den sehr hungrigen Leuten Mahlzeiten anbieten, muss wie ein Adler dastehen und den richtigen Leuten auflauern“.

350 Bremer Unternehmen und 6.000 Mitarbeiter sind derzeit im IT-Sektor tätig, etwa 50 Firmen werkeln allein im Bereich „Mobile Solutions“ – entwickeln also mobile Technologien für den Geschäfts- und den Unterhaltungsbereich – darunter Anwendungen für Unternehmen, neue Dienstleistungen im Gesundheitswesen und mobile Informations- und Bürgerdienste.

„Wir arbeiten hart am Strukturwandel“, sagte Keller. Und der Senator versäumte es nicht, auf die 50 Millionen Euro hinzuweisen, die Bremen in das bis 2005 laufende Landesprogramm zur Förderung von Telekommunikation, Informationstechnologien, Multimedia und Entertainment gesteckt hat.

Im Juli wolle die BIG übrigens konkrete Vorlagen zum geplanten „Mobile Solution Center“ vorlegen – dort sollen dann IT-Unternehmen „kundenorientierte Anwendungen“ kreieren und testen können. Die Standortfrage für das Center sei noch nicht entschieden, sagte Keller. Die BIG habe zwar „ein gewisses Interesse am Technologiepark im Univiertel“, sei aber vom Senat gebeten worden, noch einmal Alternativen zu prüfen – „auch im Zusammenhang mit der Verlagerung von Radio Bremen ins Faulenquartier“.

Ein Einzelstand auf der CeBIT sei besser, „als wenn wir in einem Gemeinschaftsstand der norddeutschen Küstenländer untergehen würden“, so BIG-Boss Keller. Diesmal stehe der „Future Parc“ in Halle 11, auf 300 Quadratmetern, mit 20 Bremer Unternehmen. Und am 13. März sei auf der Messe „Bremen-Tag“.

Doch damit nicht genug der Bremen-Promotion. Gestern bekamen auch noch 22 junge Bremerinnen vom Bildungssenator gesponserte Fahrkarten nach Hannover überreicht – die Mädels nehmen am zweitägigen „MädchenComputerCamp CeBIT 2003“ teil und informieren sich über Perspektiven in IT- und Medienberufen. jox