heinrich hannover erwidert ralph giordano
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Dass ich nicht nur von der Bremer Universität, sondern auch von der Berliner Humboldt-Universität mit einem Doktortitel ausgezeichnet worden bin (übrigens 1986 und nicht „zu frühen DDR-Zeiten“, was wohl heißen soll: zu Stalins Zeit), sollte Herrn Giordano nicht beunruhigen. Es hing damit zusammen, dass ich als Nebenklagevertreter der Tochter des im KZ Buchenwald ermordeten KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann die Verurteilung des angeklagten SS-Täters herbeigeführt habe. (...)

Vor allem eines sollte Herr Giordano, wenn er nach meiner Vita fragt, wissen: Ich bin als entschiedener Pazifist aus dem Krieg zurückgekommen, an dem ich als Soldat der Hitler-Wehrmacht teilnehmen musste. Dazu bekenne ich mich auch heute und weise die Polemik der Herren Rooney und Giordano gegen Pazifisten mit Nachdruck zurück.

Es hat auch in der Geschichte des Hitler-Faschismus eine Zeit gegeben, zu der Hitler mit nichtkriegerischen Mitteln in seine Schranken hätte verwiesen werden können. (...) Hätten 1936, als Hitler unter Bruch des Versailler Friedensvertrages seine Wehrmacht im entmilitarisierten Rheinland einmarschieren ließ, internationale Inspektoren ihre Arbeit aufgenommen und eine wachsame Diplomatie der zivilisierten Staaten die Aufrüstung seines Terrorstaats verhindert, wäre der Welt ein furchtbarer Krieg mit 50 Millionen Toten erspart geblieben.

Man sollte uns nicht unterstellen, dass wir, die wir gegen die Vorbereitung eines Angriffskrieges auf die Straße gehen, die Gefahr verkennen, in der Israel steht, wenn Saddam Hussein frühere Drohungen wahrmacht und, wie schon im Golfkrieg von 1990, (...) Waffen und Gifte auf Israel abschießt. Gibt es ein besseres Mittel zur Verhinderung eines solchen Verbrechens als die von internationalen Inspektoren kontrollierte Abrüstung des Irak? Wird nicht die Gefahr eines irakischen Angriffs auf Israel erhöht, wenn ein Militärschlag gegen den Irak geführt wird, bevor die Inspektoren ihre Arbeit in der dafür erforderlichen Zeit abgeschlossen haben? Gerade aus Sorge um die Existenz Israels muss doch nachdrücklich davor gewarnt werden, vor Abschluss der Kontrollen einen Krieg gegen einen Staat zu eröffnen, dem noch die Anwendung von bisher nicht entdeckten Massenvernichtungsmitteln gegen Israel zugetraut wird.

(...) Wer sich so äußert, wie es Herr Rooney getan hat, und die vielen tausend Teilnehmer von Antikriegsdemonstrationen als Parteigänger des Diktators Saddam Hussein verdächtigt und als naiv und ignorant abkanzelt, hat einen Friedenspreis nicht verdient.