silke burmester
: Die Alte von Ailton

Ein Boulevardblatt gewährt Einblicke in Dekolleté und Leben einer seltenen Spezies. Wir lernen: Fußballerfrauen haben’s auch nicht leicht

Hallo. Nennen Sie mich Michi. Das ist nicht mein richtiger Name. Aber ich möchte lieber anonym bleiben. Denn ich bin eine Fußballerfrau. Also ich war mal eine, bis letztes Jahr. Jetzt hat mein Mann eine Neue, aber das wissen Sie ja. Warum ich mich melde, ist folgendes: Also, die Bild-Zeitung, die hat jetzt die Serie „Ich bin die Frau eines Bundesliga-Stars“, und ich muss sagen, das finde ich ganz toll. Auch wenn ich jetzt nicht mehr richtig dazugehöre. Aber ich finde es ganz wichtig, dass da mal jemand einen Blick drauf hat, was das überhaupt heißt, Frau eines Fußballers zu sein. Das ist nämlich nicht immer leicht. Und die Öffentlichkeit hat da ein völlig falsches Bild. Die Leute meinen immer, wir denken nur ans Geld und sitzen auf der Bank rum. Also auf der Zuschauerbank, meine ich. Dabei ist da viel mehr. Zum Beispiel die Katschi. Die Frau vom Ujfalusi, die hatte erst durch die Bild-Zeitung die Möglichkeit, zu zeigen, dass sie immer für ihn da ist. Wie sie im Schulmädchendress aussieht und wie sie sich „nackt an eine Metallwand krallt“. Das ahnt doch keiner, dass die nicht nur das Frühstück für ihn macht und kocht, was er will. Die hat das Essen schon immer auf dem Tisch, wenn er mittags aus dem Spielsalon kommt. Und vögeln will der auch immer. Das muss erst mal eine leisten! Oder die Rosalie vom Ailton. Die kriegt auch schon mal aufs Maul von dem, und das ist auch echt nicht schön, aber das muss man verstehen. Was meinen Sie, wenn jede von uns gleich zum Scheidungsanwalt rennen würde, nur wenn der Alte uns mal eine schallert. Das sind halt richtige Männer. Die haben Leder im Blut.

Von daher finde ich es ganz richtig, dass die Bild das jetzt mal klarrückt. Fußballer sind Herrenmenschen. Künstler. Und nur wenn die Frau an seiner Seite das weiß und ihre Aufgaben kennt, kann das gut gehen mit der Liebe. Das ist ja auch das Tolle an der Serie. Davon können andere lernen. Das Einzige, was ich nicht so toll finde, ist, dass manches so unklar bleibt. Zum Beispiel bei der Rosalie. Da weiß man, dass der Ailton Sex vor jedem Spiel braucht. Und sie sagt: „Ich mache dann etwas sehr Spezielles mit ihm …“ Was das ist, sagt sie nicht. Und das finde ich doof. Das ist doch nun echt wichtig. Wenn Frauen so was wissen, dann können sie ihn doch viel besser halten. Dann wäre ich heute vielleicht auch nicht allein. Denn es ist doch egal, was man ist, Hausfrau oder Hure, Hauptsache, man macht seine Arbeit richtig.