Landessynode zahm

Das „Parlament“ der rheinischen Kirche schlug kaum kritische Töne an – Kritik nur an der Herero-Verfolgung

BAD NEUENAHR taz ■ Keine neuen Sparbeschlüsse, keine Aufsehen erregenden Stellungnahmen, keine wichtigen Wahlen: Die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) hat – anders als in früheren Jahren – nicht für große Schlagzeilen gesorgt.

Dennoch dürfte die EKiR das progressivste Programm der 23 evangelischen Landeskirchen haben. „Unsere Perlentaucher haben viel Interessantes nach oben gebracht“, sagte EKiR-Sprecher Jens Peter Iven zu dem gestern zu Ende gegangenen sechstägigen Treffen des „Kirchenparlaments“, das drei Millionen ProtestantInnen zwischen Nieder-rhein und Saar vertritt.

Beispielsweise beschloss die Synode ein bundesweit einmaliges Grundsatzpapier zur Frage der so genannten Kirchenzucht: Demnach darf die Kirche niemanden vom Abendmahl ausschließen, nicht einmal einen Neonazi und Antisemiten. Denn als Gastgeber trete Jesus auf, während auch die Austeilenden nur Gäste seien. Bei gravierendem Fehlverhalten müsse aber ein vorübergehender Ausschluss von den kirchlichen Mitgliedschaftsrechten möglich sein.

Nur in einer Frage knüpften die KirchenparlamentarierInnen an ihre früheren gesellschaftskritischen Forderungen an: Sie forderten die Bundesregierung in einer Erklärung auf, sich für den ersten deutschen Völkermord vor 100 Jahren an den Herero im heutigen Namibia zu entschuldigen. Deutschland müsse die Verantwortung für seine Verbrechen in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika übernehmen, die mehr als 80.000 Menschen das Leben kostete. JOE