Der WDR will mehr Geld

Intendant Fritz Pleitgen warnt vor Kürzungen im Programm – und vermutet eine Kampagne gegen die öffentlich-rechtlichen Sender: Bis 2007 droht ein Fehlbetrag von mehreren 100 Millionen Euro

VON MIRIAM VOGEL

WDR-Intendant Fritz Pleitgen wittert eine „Blockade“ gegen mehr Geld für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. In einem alljährlichen Ritus stellte die Führungsetage des Westdeutschen Rundfunks gestern den Haushalt 2004 vor. Gebührendebatte, Spardiskussion in WDR-Hörfunk und TV – die Vorstellung der mittelfristigen Finanzplanung des WDR bis 2007 wurde mit Spannung erwartet. Intendant Fritz Pleitgen warnte die Politik davor, auf eine Gebüh- renerhöhung zu verzichten. „Wenn es zu einer Verschiebung kommt, wird das auch für den WDR gravierende Folgen haben“, sagte Pleitgen.

Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) hat für 2005 eine Gebührenerhöhung um 1,07 Euro auf 17,22 Euro vorgeschlagen. ARD und ZDF hatten zunächst eine Erhöhung der Gebühren auf 18 Euro verlangt. Die einzelnen Bundesländer müssen einer Gebührenerhöhung für die öffentlich-rechtlichen Sender zustimmen. Nordrhein-Westfalen, Bayern und Sachsen haben sich gegen eine Erhöhung ausgesprochen. NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) hatte den WDR wiederholt zur Sparsamkeit ermahnt und eine Gebührenerhöhung abgelehnt.

„Wir stellen uns dieser Gebührendiskussion mit aller Sorgfalt, nur muss sie auf Tatsachen beruhen“, wehrte sich WDR-Intendant Pleitgen gestern gegen die Sparvorschläge der Politiker und sprach von einer „Kampagne“. Auf der Grundlage nicht zutreffender Annahmen seien Aussagen getroffen worden, die ARD verfüge über nicht genutzte Sparpotenziale. Dem sei nicht so, grollte Pleitgen, schaue man sich den Bericht der KEF genau an.

Die mittelfristige Finanz- und Aufgabenplanung des WDR würde bis 2007 auf der Basis der derzeit noch geltenden Rundfunkgebühr einen ungedeckten Fehlbetrag im hohen dreistelligen Millionenbereich ausmachen. Käme es im Jahr 2005 also nicht zu einer Gebührenerhöhung, würde sich dies auf die Qualität des Programms auswirken, sagte Pleitgen. Und: „Ich als Intendant trete nicht an, um als Arbeitsplatzvernichter zu wirken.“

Die Diskussion über ein einheitliche regionale WDR-Fernsehsendung für das Ruhrgebiet werde „intensiv geführt“, sagte Pleitgen. Allerdings sei es nur eine Minderheit der Zuschauer, die sich dafür aussprechen würde. Der Großteil sei für das Fortbestehen der regionalen Trennung. Die Regionen Dortmund und Essen seien sich scheinbar doch nicht so ähnlich, so der Kölner.

Der Landtagsabgeordnete und WDR-Rundfunkrat Karsten Rudolph (SPD) hatte gemeinsam mit dem grünen Abgeordneten Oliver Keymis eine „Lokalzeit Ruhrgebiet“ im WDR gefordert.