was macht eigentlich...… Reverend Billy?
: Konsumketzerei

Reverend Billy wendet sich gegen moderne Götzen. Deren gibt es viele. Sie kommen als Markenlabels, Warenzeichen oder Trademarks daher und lösen Kauf-mich-kauf-mich-Stimmungen bei den mit der Erbsünde behafteten Menschen aus. Das Stichwort heißt: Versuchung. Dagegen zu predigen kann in Zeiten der Globalsierung zur Lebensaufgabe werden, denn der Konsumismus – so die vereinfachte Zusammenfassung der Botschaft des amerikanischen Künstlers – verdirbt den Charakter und die Welt. Es kann nicht sein, dass 20 Prozent der Weltbevölkerung 86 Prozent der Weltressourcen verbrauchen. Entsprechend heißt die Sekte des Reverend Billy denn auch „Church of Stop Shopping“. Weil er früher Schauspieler war, ist es für ihn ein Leichtes, den Duktus religiöser Eiferer für seine Botschaft zu kopieren: kurze Sätze, ständige Wiederholungen, hippe Hysterie. „Kinder! Bereuet! Macht dem Einkaufen ein Ende! Halleluja!“, schreit der Verkünder ins Megafon. So ähnlich geschehen auch in den Arkaden am Potsdamer Platz. Eine Schar Jünger, ihres Zeichens sonst vermutlich Studenten, sollen seine Botschaft, die er im Einkaufstempel verkündet hat, begeistert aufgenommen haben. Derart in Fahrt, ist Reverend Billy gar auf den Tresen in einer Boutique in ebenjenen Arkaden gestiegen – Globalisierungskritik fängt mit zivilem Ungehorsam an. Von dieser Kanzel aus appellierte er an die Menschen, endlich nicht mehr dem schnöden Mammon zu huldigen. Das war zu viel für die Berliner Polizei, die ihn festnahm und ihm nun Hausfriedensbruch, Verstoß gegen das Versammlungsgesetz und Beleidigung vorwirft. Nur gegen eine Kaution von 300 Euro kam er wieder frei. Bezahlt hat das Geld größtenteils der Kabarettist Arnulf Rating, der das Maulhelden-Festival (www.maul helden.de) organisiert, in dessen Rahmen Reverend Billy derzeit in der Stadt weilt. WS

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