Senatorin und Intendant sind wieder lieb

Die Umgangsformen sollen besser werden: Über die Hamburger „Marat“-Inszenierung wollen die Kultursenatorin und der Schauspielhaus-Intendant künftig konstruktiv streiten. Das Zitieren von Millionärsnamen bleibt aber strittig

Einvernehmlich ist das Krisengespräch zwischen Friedrich Schirmer, dem Intendanten des Hamburger Deutschen Schauspielhauses, und Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) ausgegangen. Man habe sich der gegenseitigen Wertschätzung versichert, ließen beide am Donnerstagnachmittag verlauten. Der Dissenz in der Bewertung von Volker Löschs „Marat“-Inszenierung bleibe aber bestehen.

Die Atmosphäre des Gesprächs sei „zugewandt und kollegial“ gewesen, sagte Schirmer der taz. „Es ging im Wesentlichen um Wahrnehmungsfragen.“ Er spielte damit auf ein Telefonat vom vorigen Freitag an, kurz vor der „Marat“-Premiere. Darin habe die Senatorin ihn aufgefordert, die Verlesung von Hamburger Millionärsnamen durch Hartz-IV-Betroffene zu stoppen – was er verweigert habe. „Die Senatorin sagt, sie habe dies bloß als Frage gemeint, nicht als Aufforderung“, sagte Schirmer nun. Aber er wolle nicht nachkarten und habe Verständnis für die Angst vor missmutigen Sponsoren. Und dass von Welck Schirmer ihren Unmut über das Stück später per Fax mitgeteilt habe, statt im Gespräch, das sei suboptimal gewesen: „Das hat sie mir gegenüber eingeräumt“, so Schirmer.

Was den Inhalt des Stücks – inklusive Millionärsnamen-Recital – betreffe, stehe er weiter hinter Regisseur Lösch. Das Theater müsse auf die Kluft zwischen Arm und Reich hinweisen dürfen – auch mit Hilfe von Polemik.

Die Kultursenatorin wollte sich am Donnerstag nicht persönlich äußern. Der Streit sei beigelegt, sagte eine Sprecherin. Man schaue jetzt nach vorn.

Mit dem Publizisten Jan Philipp Reemtsma hat inzwischen ein weiterer Millionär die Nichtnennung seines Namens in der „Marat“-Inszenierung gefordert. Er wird bei der nächsten Aufführung am nächsten Montag nicht mehr verlesen. Gründe nannte Reemtsma nicht. „Das liegt doch auf der Hand“, ließ er mitteilen. „Da gibt es nichts zu kommentieren.“ PETRA SCHELLEN

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