Drei auf einen Streich?

Jürgen Hunke bietet Axel Schneider, dem Intendanten des Altonaer Theaters, Vertrag für die Kammerspiele an

Axel Schneider, Intendant des Altonaer Theaters, soll, geht es nach Kammerspiel-Erbpächter Jürgen Hunke, der zunächst auch Isabella Vertés-Schütter (Ernst Deutsch Theater) und Michael Lang (Komödie Winterhuder Fährhaus) angesprochen hatte, die Leitung der Kammerspiele übernehmen. Der von Hunke unterschriebene Vertrag liegt Schneider bereits vor; genau studieren will er ihn in den nächsten Tagen. Durch eine Indiskretion sei dies vorzeitig durchgesickert, betonte Marlies Minuth, Pressesprecherin des Altonaer Theaters gestern.

Zwei „Filialen“ hätte Schneider, sollte er das Angebot annehmen, demnach binnen weniger Wochen hinzugewonnen; am vergangenen Freitag hat er offiziell das Harburger Theater im Helms-Museum übernommen. Beide Häuser sollen zwar ausdrücklich keine „Abspielstätten“ werden, die markante Profilierung dürfte aber besonders bei den Kammerspielen schwierig werden: Geht es beim Harburger Theater lediglich um die Hinzugewinnung des dortigen Zuschauerpotentials, knüpft Schneider in den Kammerspielen an die langjährige Tradition des chronisch defizitären Hauses an. Und dass er – assistiert von einem Oberspielleiter – keine Billigkost und auch keinen Klon des Altonaer Theaters will, hatte er schon vorher betont: „Man muss dort Theater machen, das den Menschen entspricht, die dieses Haus lieb gewonnen haben.“

Doch die als Einsparungs-Allheilmittel beschworenen Synergie-Effekte werden vermutlich nicht beim technischen Personal enden: Schon Logo und Layout des frischen Harburger Theaterprogramms ähneln eineiig denen des Altonaer Theaters; bleibt abzuwarten, wieviel optisches und programmatisches Profil den Kammerspielen bleibt.

Andererseits liegt in den zusätzlich abzugreifenden Kammerspiel-Subventionen eine große Chance für Schneider – ein Kriterium, das für Hunke entscheidend war: „Letztlich möchte ich mit dieser Maßnahme auch das Altonaer Theater unterstützen, das stark untersubventioniert ist. Mit den Subventionen beider Theater werden wir beide Häuser für ein paar Jahre über Wasser halten können“, räumte er gestern ein. Klingt verdächtig nach Quersubvention.

Schneider, der sich bis Freitag entscheiden will, wird die Kammerspiele jedenfalls nur übernehmen, „wenn ich sicher bin, dass der Betrieb defizitfrei laufen kann. Sonst fange ich gar nicht erst an“.

Sollte er es tun – es sei ihm gegönnt. Trotzdem wirft die avisierte monochromer Federführung die Frage auf, ob Hamburg wirklich so arm an intendantischen Talenten ist, dass immer wieder dieselben ran müssen...

Petra Schellen