Untersetzerarithmetik

Rechnen für Männer: Zahlenmystik und Numerologie ab dem vierten Bier

Ein Süßwarenhersteller hat Bierfilze auf der einen Seite mit seinem Logo, auf der anderen mit einer Ziffer bedrucken lassen. Ober- und unterhalb der Zahl finden sich zwei Schriftzüge. Der obere Schriftzug lautet immer gleich: „Männer Score“, der andere ist variabel.

Es gibt die 6, die 7, aber auch die 4 oder die 1. Da wollen Herr T. und ich doch mal wissen, was das zu bedeuten hat. Mit Zahlenmystik haben wir es nicht so, mit Numerologie auch nicht, schon eher mit der Mathematik ab vier Bier, wenn einem der Dreisatz nicht mehr einfällt. Also lösen wir das Problem jetzt mal, das algebraisch-semantische.

Was sagt uns die 4, was will sie uns bedeuten? Herr T. nimmt den Kuli und kritzelt auf den weißen Rahmen, der um das schwarze Feld gezogen ist, in dem eine rote, goldgerahmte 4 prangt, folgende Ziffernfolge: 6 + 4 + 6 + 4 = 20 : 4 = 5.

„Fünf? Und?“, sagte ich. Herr T. schreibt: 5 = Mutti. „Mutti hat fünf Buchstaben. Das ist die 5. Die Mutti gebiert also durch den Quotienten 4, der aus der Quersumme 20 eine 5 ermittelt, die die Mutti ist, die Mutti.“ „Und was verbirgt sich in der Quersumme?“

„Die erste 6 ist Männer, sechs Buchstaben. Wir müssen ja die 4 deuten, das Scharnier zwischen Addition und Ergebnis. Das entdeckt uns die Mutti, die Mutter der Mitte, die Summe der Leber, äh, des Lebens. Also, 6 Buchstaben, Männer, plus 4 Buchstaben, das ist (der) Mars, 6 Buchstaben, das ist der Mensch, und 4, das ist der Mumm.“ – „Nee, kein Mumm.“ – „Gut, nehmen wir Mist.“ – „Mist stimmt. Mumm ist Mist.“ – „Oder Most.“ – „Der ist ein must.“ – „Is’ gebongt. Heißt also: Männer + Mars + Mensch + Most (oder, meinetwegen, must) ist gleich 20 geteilt durch 4 ist gleich Mutti.“

„Die Rechnung stimmt“, sage ich. „Jetzt ich. Die 1.“ Ich nehme den Kuli und schreibe auf den Rahmen: 6 + 1 + 6 + 3 = 16.

„Na und?“, sagt Herr T. „6 ist Männer“, sage ich. „Kennen wir schon“, sagt Herr T. „1 ist M“, sage ich, „denn die 1 ist das Unteilbare oder nur durch sich Teilbare, also das Ich, 6 ist Mensch, der Mensch ist nur, wo er ein Ich ist, und 3 ist Mir, die russische Dorfgemeinschaft, die Raumstation, das besitzanzeigende Fürwort, das auf mich, das Ich, verweist.“ „Okay“, sagt Herr T., „und was soll uns die 16 sagen?“ „Vati.“ „Vati ist 4!“ „Vati ist 4, richtig. Aber eingeklammert und mit einem Multiplikator aus sich selbst, aus seiner eigenen Selbstheit versehen, also mit einer 4, macht das 16.“ Ich male hin: (Vati) 4 = 16.

„Alle Rechnung!“, sagt Herr T. „Dann ist die Mutti das Ergebnis des gekreuzten Geheimnisses aus der Quersumme 20 und dem Quotienten 4, und Vati ist das Ergebnis des sich selbst multiplizierenden Ergebnisses der Addition von Männer, Ich, Mensch und Mir, sprich Kommunismus. Oder Solipsismus.“ „Eigentlich ist es ja umgekehrt“, sage ich, „aber so stimmt es auch.“

PS: Unter der 4 steht übrigens geschrieben: „Hoffentlich hat er wenigstens Geld.“ Und unter der 1: „Es gibt eine Alternative zu Brad.“ Mir fällt kein Reim auf so was mehr ein. JÜRGEN ROTH