Wasser verwischt Kohlenstaub

Die Boot, größte Wassersportmesse der Welt, wurde Samstag in Düsseldorf eröffnet. NRW wirbt um Wassersportler. Die einzige Großwerft des Landes mit der Segelyacht des Jahres 2004

Minister Schartau: „Da können die Rolling Stones mal mit einem Dreimaster nach Oberhausen kommen.“

VON PETER ORTMANN

Im Sauerland läuten die Kuhglocken, bei der Dehler-Werft in Meschede-Freienohl knallen die Sektkorken. Die beste europäische Yacht des Jahres 2004 kommt aus Nordrhein-Westfalen. Gestern wurde in Düsseldorf auf der Boot, der weltweit größten Wassersportmesse bestätigt, dass sie für ihre neue 47-Fuss Yacht (14,28 Meter) die begehrte Trophäe in den Schrank stellen und damit werben können. Die Flachtiroler haben damit den wirtschaftlichen Umbau vom kleinen Familienunternehmen, dass Plastikschiffe für die Sauerländer Seenplatte baute, zur europäischen Spitzenwerft geschafft. „Wir schreiben seit Jahren schwarze Zahlen“, freut sich Peter Eiling, der holländische Direktor der Werft und sein Verkaufsmanager Ronald Pordon ergänzt, dass man gern in NRW sei. „Es ist egal, von wo wir eine Yacht ins Mittelmeer liefern.“ Die Arbeitsplätze sind also sicher.

Für Wirtschafts- und Arbeitsminister Harald Schartau (SPD) ist es am Stand der Ruhrgebietstouristik GmbH (RTG) wichtiger, auf die Zuwachszahlen der Urlaubsbranche hinzuweisen. „Gelungenen Strukturwandel kann man daran erkennen, dass wir in Oberhausen einen Shanty-Chor haben“, sagt er und verweist auf den weiteren Ausbau von Marinas an Rhein und Ruhr. Ankern und Shoppen heißt die jüngste Entwicklung. Die Marina am Centro Oberhausen soll im Spätsommer fertig sein, zeitgleich mit dem neuen Sealife-Aquarium. „Das ist für Wassersportler ein attraktiver Standort“, sagt Geschäftsführer Richard Matthei. Konkurrenz zwischen den Häfen gibt es nicht. Das bestätigt Rolf Fehr vom Hafenforum im Duisburger Innenhafen. „Wir arbeiten seit drei Jahren mit steigenden Auslastungszahlen und die Gastronomie boomt“, sagt er.

„Mit dem Schiff nach NRW zu kommen, hat große Perspektive“, hofft Schartau und wandert zum umweltfreundlichen, weil pedalbetriebenen Hausboot der Grünen Flotte Mülheim. Die sechs Meter lange „Escargot“ wurde vom Bootsbauer Wilhelm Heinrich Heese gebaut. „Es ist ein amerikanischer Entwurf“, sagt er. Philip Thiel, Design-Professor in Seattle hat es mit Studenten entwickelt. Vier Erwachsene können auf dem Canal-Cruiser übernachten und führerscheinfrei die Ruhr stromaufwärts bis Essen-Steele oder abwärts bis zum Rhein-Herne-Kanal fahren. „Das könnte ich mir auch vorstellen“, sagt der Minister beim Probestrampeln.

Ansonsten ist auf der 35. Boot alles wie immer, eben riesig. Durch 17 Hallen strömen die Wassersportler in ihren diversen Outfits. Da rennen angehende Hochseesegler im überhitzten Off-Shore Überlebensanzug zwischen grün gekleideten Anglerhelden mit riesigen Ruten und gigantischen Rollen. Bunte Surf-Aussteiger schubsen sich mit dem neuesten trendy Gabelbaum durch eine Gruppe Tauchbegeisterte, die farbige Flossen für den letzten Schrei halten.

Trotz fallendem Bruttosozialprodukt füllen rund 50 Super-Yachten inzwischen zwei ganze Hallen. Da läuft man traditionell auf Teppichböden und der dezente blaue Designeranzug mit einem winzigen Goldanker am Revers signalisiert ausreichende Bonität. Die riesigen Segel- und Motoryachten in der Mehrmillionen Euro-Kategorie waren schon immer Markenzeichen der Düsseldorfer Bootsschau, die in diesem Jahr von Ex-Landesvater und Wirtschaftsminister Wolfgang Clement persönlich eröffnet wurde. Schließlich hat der Wassersportmarkt in Deutschland im vergangenen Jahr 1.708 Milliarden Euro umgesetzt.

Größtes Schiff der Messe ist die 35 Meter lange Mangusta 108 aus Frankreich. Die größte Segelyacht der Welt wird gerade bei Royal Huisman in den Niederlanden gebaut. Die „Athena“ wird göttliche 90 Meter lang.