Essener Innenstadt wird zu Karstadt

Mega-Mall in Essen soll die bestehenden Einkaufszentren des Reviers in den Schatten stellen. Die jahrelangen Arkaden-Pläne der Stadt sind über Nacht vom Tisch

ESSEN taz ■ Karstadt hat die jahrelangen Innenstadtpläne der Stadt über den Haufen geworfen: Der Konzern will ein „herausragendes Einkaufs- und Erlebniszentrum für die gesamte Metropolregion“ hochziehen. Für die Stadt sind damit die Arkaden-Visionen, einem bananenförmigen, gläsernen Einkaufstempel zwischen Bahnhof und Universität gestorben.

Karstadt hat Großes vor: In vier Jahren sollen die KundInnen auf vier Etagen entlang einer vier Kilometer langen Schaufensterfront entlangspazieren und sich vom Einkaufsterror in Ruhezonen mit Wasserspielen und „künstlerischen Darbietungen in einem stilvoll möblierten Umfeld“ entspannen. Und das sieben Tage in der Woche. Zwei Türme, über die AutofahrerInnen auf drei Parkdecks kurven, sollen mit „Lichteffekten glänzen“, sagt Helmut Merkel, Chef der Karstadt Warenhaus AG. Nach „einer Phase der Selbstfindung“ sei der Konzern nun bereit, dieses großartige Projekt in Angriff zu nehmen. Täglich sollen 50.000 BesucherInnen ihr Geld in den 100 Läden lassen, 40 Prozent von ihnen sollen aus Essen, 60 Prozent aus dem gesamten Ruhrgebiet kommen.

Das Arkaden-Einkaufszentrum, ein jahrelanger Streitpunkt zwischen Parteien, BürgerInnen und EinzelhändlerInnen der Innenstadt, scheint mit den Karstadt-Plänen über Nacht gestorben zu sein. „Zwei Einkaufszentren wird es nicht geben“, sagt Franz-Joef Britz von der regierenden Essener CDU. Karstadt liege auf der Schokoladenseite, außerdem erspare man sich Riesenärger mit den Arkaden.

Auch die Essener Grünen sind glücklich, dass Karstadt die städtischen Pläne zerschossen hat. „Das Uni-Viertel ist gerettet“, sagt Ratsherr Elmar Pieper. Jetzt sei Platz, etwas Vernünftiges zu schaffen. Um den „hässlichen Berliner Platz“ aufzuwerten machen sich die Grünen für einen „Park auf Zeit“ stark. Er solle mit städtischem Geld erbaut werden und so lange bestehen, bis Investoren an der Stelle bauen wollen.

Nur die Essener BürgerInnen müssen wieder verstummen. Sie sollten die ursprünglichen Arkaden-Pläne mitgestalten. In der sogenannten Perspektiven-Werkstadt wurden über zwei Jahre lang Vorschläge gesammelt. Sie verschwanden in der Schublade. ANNIKA JOERES