sex-steuer
: Kassieren heißt akzeptieren

Was die Städte besteuern, akzeptieren sie. Niemand käme auf die Idee, Opiumhandel, Waffenschmuggel oder Schmiergelder über den Fiskus laufen zu lassen. Wenn Gelsenkirchen Prostitution besteuert, legitimiert die Stadt käuflichen Sex. Ätzende Verhältnisse werden normal.

KOMMENTAR VONANNIKA JOERES

Prostitution heisst, strukturelle Macht von Männern über Frauen, heißt ein verfügbarer Frauenkörper in Männerhand, heißt Gewalt und Menschenhandel: Laut Untersuchungen der UNO sind über 80 Prozent der Huren in Westeuropa gehandelte Frauen. Von Freiwilligkeit kann keine Rede sein. Ähnlich wie es bei einer Vergewaltigung nur vordergründig um Sex geht, dreht sich auch die Prostitution nur vordergründig um sexuelle Befriedigung für Männer – auch wenn sie selbst es so empfinden mögen. Vielmehr geht es um Macht, um Herrschaftsverhältnisse. Wenn Prostitution eine geschlechtsneutrale, alltägliche Arbeit wäre, gäbe es auch Sex-Kundinnen und nicht nur Anbieterinnen.

Diese Erniedrigung können die Städte unmöglich akzeptieren. Sie müssten die Huren für andere Jobs qualifizieren, Freier belangen und Bordelle schließen. Dass das geht und Prostitution kein Naturgesetz ist, wie es gerade Männer immer wieder gerne behaupten, zeigt das Beispiel Schweden, wo Freier hohe Strafgelder zahlen müssen. Aber die Städte wollen lieber ein paar dreckige Euro verdienen, als sich um das Leben der Frauen zu kümmern.