Damenwahl für Hamburgs Grüne

Spitzenkandidatin Christa Goetsch einstimmig von GAL-Parteitag nominiert. Scharfe Angriffe auf Schwarz-Schill und CDU-Bürgermeister Ole von Beust, klare Absage an schwarz-grüne Koalition und Selbstbewusstsein gegenüber der SPD

von SVEN-MICHAEL VEIT

Mit Fraktionschefin Christa Goetsch als Spitzenkandidatin ziehen Hamburgs Grüne in den Bürgerschaftswahlkampf. Auf einem Parteitag am Samstag wurde die 51-jährige Lehrerin einstimmig zur Spitzenkandidatin gekürt. Mit Standing Ovations feierten die gut 200 Mitglieder ihre „Damenwahl“ – so der neue GAL-Slogan – für das, wie Tagungsleiter und Ex-Umweltsenator Alexander Porschke verkündete, „einmalige Ergebnis in der Geschichte der GAL“.

Mit einer kämpferischen Grundsatzrede, in der sie grüne Befindlichkeiten geschickt hätschelte und mit scharfen Angriffen auf den Rechts-Senat und Bürgermeister Ole von Beust nicht sparte, hatte Goetsch den Parteitag in Hochstimmung versetzt. Sie kritisierte die seit zwei Jahren in Hamburg betriebene „engstirnige Politik für mittelalte Männer mit Limousine“ und attestierte von Beust, „das Geheimnis seines Erfolgs ist seine Inhaltsleere“. Dem stellte Goetsch das Bild einer „grünen und toleranten Metropole“ entgegen, in der „eine lebendige Gay-Szene mindestens so wichtig ist wie die Handelskammer“.

Spekulationen über eine etwaige schwarz-grüne Koalition nach der Wahl am 29. Februar erteilte Goetsch eine klare Absage. Die Übereinstimmungen zwischen CDU und GAL lägen „im Nano-Bereich, mehr gibt es dazu nicht zu sagen“. Im Gegenteil stehe Hamburg „vor einer Richtungsentscheidung“.

Doch auch einer eventuellen Senatsbildung mit der SPD stehen die Grünen alles andere als euphorisch gegenüber. „Städtische Grünflächen dürfen nicht Bauerwartungsland sein“, stellte Fraktionsvize Christian Maaß (31) klar, der auf Listenplatz 2 gewählt wurde. Am deutlichsten thematisierte die langjährige Abgeordnete Antje Möller (46, Platz 3) die potenziellen Konfliktpunkte einer rot-grünen Zusammenarbeit: Innere Sicherheit und Demonstrationsrecht, Integrations- und Flüchtlingspolitik seien Punkte, „wo wir Grüne entscheidend gestalten müssen“.

Ex-Senator Willfried Maier (Platz 4) versicherte, es gebe „keine Neuauflage von Rot-Grün“, sondern allenfalls „eine neue Regierung, grün bestimmt“. Dieses Selbstbewusstsein begründete der 61-Jährige mit einem Reifeprozess: „Wir sind nicht mehr so grün hinter den Ohren wie 1997“ in den Koalitionsverhandlungen mit der SPD.

Einen gelungenen Einstand feierte auf Platz 13 Nebahat Güclü. Die 38-jährige Geschäftsführerin der Interkulturellen Begegnungsstätte St. Pauli setzte sich als parteilose Quereinsteigerin mit 151 von 222 Stimmen deutlich gegen zwei Mitbewerberinnen durch.

„Ich bin sehr zufrieden“, kommentierte Parteichefin Anja Hajduk die Listenaufstellung im Gespräch mit der taz. Es sei gelungen, eine „starke Mischung“ aus erfahrenen PolitikerInnen, profiliertem Nachwuchs aus den Bezirken und kompetenten Unabhängigen zu erreichen. „Und Christa Goetsch“, urteilte die Bundestagsabgeordnete, „ist ohnehin Spitze.“