WAS MACHT EIGENTLICH ...die Thüringer Bratwurst?
: Weggehen

… und zwar wie warme Semmeln. Die Konkurrentin der Berliner Currywurst macht auf der diesjährigen Grünen Woche eindeutig das Rennen. Allein am Freitag, beim Start der Fressmesse, wurde die Regionalspezialität schon 4.000 Mal verdrückt. Da dies im Hertha-Heuwer-Land ein Politikum ist, orderte auch gleich noch der thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) genüsslich so ein Ding. Das, gab er seinen Senf dazu, „für die nationale und internationale Reputation von unschätzbarem Wert“ sei.

Das glauben die Thüringer, weil ihre Pelle in diesem Jahr 600-jähriges Wurstjubiläum feiert. Urkundlich erwähnt wurde der Schweinefleisch-Stängel angeblich schon 1404. Da kann Hertha Heuwer, 84, die Berliner Erfinderin der hauptstädtischen Currywurst, zwar nicht mithalten. Ihre 1949 in der Imbißbude am Stuttgarter Platz kreierte Ketchup-Kost erreichte jedoch in den sechs Jahrzehnten ihrer Existenz ungleich größeren Ruhm. Zahllos sind die literarischen Reverenzen an „Berlins Geschenk an die Welt“. Inklusive einem Reiseführer („Currywurst. Ein anderer Führer durch Berlin“ von Gerd Rüdiger) und einer Hommage an einen Kreuzberger Currywurst-Bräter. Tom Kummer hatte in einer seiner Borderline-Reportagen über eine kalifornische Trendforscherin berichtet, die ausgerechnet den Wurstmann am Mehringdamm als Trendsetter ausgemacht haben wollte. War dann natürlich alles nicht wahr – war aber schön. Und, hat Goethe schon mal ein Wort über die Thüringer verloren?  AW FOTO: AP