off-kino Filme aus dem Archiv –frisch gesichtet

Es war einer größten Flops, die der Disney-Konzern jemals einstecken musste: Der für – nach letzten Schätzungen – rund 140 Millionen Dollar produzierte Großzeichentrickfilm „Der Schatzplanet“ der Disney-Starregisseure Ron Clements und John Musker („Arielle, die Meerjungfrau“, „Hercules“) spielte nicht einmal 40 Millionen Dollar ein. Eine ziemlich unverdiente Pleite – stellt „Der Schatzplanet“ doch einen durchaus interessanten Versuch dar, Robert Louis Stevensons „Schatzinsel“ einem (offenbar nur vermuteten) Zeitgeschmack anzupassen und die guten alten Piraten ordentlich aufzupeppen. Also spielt die Geschichte nun im Weltraum: Jim Hawkins saust als Solarsurfer in der Galaxis herum, der ramponierte Long John Silver kommt als Robopirat (halb Mensch, halb Cyborg) daher, und auf der Schulter hat er natürlich keinen Papageien sitzen, sondern einen kleinen Alien namens Morph, der sich in jede beliebige Form verwandeln kann.

Der Reiz des Films liegt zweifellos in seinem Retrofuturismus, der Kombination von Alt und Neu: Die Kostüme sind pures 18. Jahrhundert, man fährt mit Segelschiffen durch das Universum (inklusive Segelsetzen, Deckschrubben und Muscheln-vom-Rumpf-Kratzen), und die Farben wirken warm und klar, wie es sich für ein Seeabenteuer nun einmal gehört. Die außerirdische Schiffsbesatzung, die sich auf die Suche nach Käpt’n Flints Gold macht, verdankt ihre Inspiration hingegen eher düsteren Science-Fiction-Comics; darüber hinaus gibt es vielerlei Anspielungen auf George Lucas’ „Star Wars“.

Bei alledem hat man sich in der Bearbeitung von Stevensons Roman überraschend eng an die Vorlage gehalten: Sieht man davon ab, dass aus dem Kind Jim Hawkins ein Jugendlicher mit leichten Orientierungsproblemen gemacht wurde (eine Disney-Standardformel), lassen sich die meisten Charaktere und Plotwendungen ziemlich unverändert wiederfinden. Stevensons Piraten sind also längst nicht tot, sie sehen nur ein wenig seltsam aus. Und warum auch nicht?

„Der Schatzplanet“: 6.–12. 3. im Rollberg 5; 9. 3. in der Passage 4; 8.–9. 3. im Thalia 2

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Es beginnt reichlich bitter: Die Wasserwerke Ihrer Majestät werden von einer konservativen britischen Regierung privatisiert, und bei den anschließenden Entlassungen trifft es den Franzosen Henri (Jean-Pierre Léaud) „natürlich“ zuerst. Nach fünfzehn Jahren Arbeit erhält Henri gerade einmal eine goldene Uhr – und die ist auch noch kaputt.

Aki Kaurismäki, der große finnische Stilist, entwirft in „I Hired a Contract Killer“ in seiner gewohnt trockenen Art das Panorama eines trostlosen Lebens. Einige wenige Einstellungen genügen, um die kafkaeske Atmosphäre in der Registratur von Her Majesty’s Waterworks zu verdeutlichen: Henri sitzt in der Mittagspause allein an einem Tisch, derweil die Kollegen an einem anderen Tisch scherzen und lachen. Henris Wohnung ist ein trostloses Loch, Freunde hat er keine, als Beschäftigung bleibt ihm die Pflege seiner Pflanzen. Kein Wunder also, dass Henri auf die Idee kommt, den titelgebenden Auftragskiller anzuheuern, um seinem Leben ein Ende zu setzen. Dass sich der Held anschließend verliebt und gewisse Schwierigkeiten hat, den Kontrakt rückgängig zu machen, hat Kaurismäki dabei als Plotwendung von Robert Siodmaks „Der Mann, der seinen Mörder suchte“ ausgeborgt. Getreu Kaurismäkis Motto: „Das Leben ist hart, aber heiter“, geht die Geschichte trotzdem „gut“ aus: Denn während Henri längst neuen Lebensmut geschöpft hat, findet der Auftragsmörder nun: „Das Leben ist eine Enttäuschung“ – und erschießt anstelle seines Opfers lieber sich selbst.

„I Hired a Contract Killer“: 6.–12. 3. im Intimes

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Bevor Disney demnächst mit einer – eher lauen – Fortsetzung des Zeichentrickklassikers „Das Dschungelbuch“ aufwartet, gibt es im Arsenal die Möglichkeit, die Realverfilmung von Zoltan Korda aus dem Jahr 1942 zu bewundern: Mit dem unvermeidlichen Sabu, viel Technicolor und Elefanten und Dschungel satt.

„Das Dschungelbuch“: 8.–9. 3. im Arsenal

LARS PENNING