Design aus der Kiste

Im Museum für Angewandte Kunst zum ersten Mal zu sehen: Die schönsten Objekte eines Sammlers aus USA

KÖLN taz ■ Aus Kisten und Kästen kommen die Schätze im Kölner Museum für Angewandte Kunst (MAK) erstmals an die Öffentlichkeit: Über 3.000 Designobjekte besitzt ein anonymer, in den USA lebender Sammler, das MAK durfte sich daraus die 500 schönsten Stücke für seine Ausstellung aussuchen: ein hochkarätiger Überblick über Design und Kunst des 20. Jahrhundert.

Was vom Keller bis unters Dach gezeigt wird, ist allererste Garnitur in Sachen Designgeschichte, würdig einer Ausstellung im New Yorker Museum of Modern Art. Zu sehen sind Möbelklassiker (unter anderem Stühle von Rietveld, Mies van der Rohe und Frank Lloyd Wright), dazu Telefone aus Legosteinen oder Bakelit, verchromte Staubsauger von 1937 und Empfangsgeräte jeder Art: Die Fernseher der Dreißiger Jahre waren putzige kleine Wunderkästen mit klobigen Bedienungsknöpfen und Bildschirmen, so groß wie moderne Minidisplays.

Aber auch Radios haben es dem geheimnisvollen Sammler angetan: In allen Farben, Formen und Materialien füllen sie ganze Vitrinen, ohne dass es je langweilig wird.Im Gegenteil: Ob Edisons Phonograph von 1896, das Radio in Zapfsäulenform oder der Sowjetempfänger mit rotem Stern – die quietschbunten Hochglanzgeräte sind durchweg schrill und sehenswert. Daneben hat der große Unbekannte eine Schwäche für perfekt designte Autos. Zwei davon sind Teil der Schau: ein noch zugelassener Chrysler Airflow von 1934 und ein sexy Mercedes 300 SL Gullwing von 1955 – davon gibt es auf der Welt nur 29.

Bewusst präsentiert die Ausstellung einzelne Designobjekte zusammen mit zeit- und stilgleichen Gemälden und Skulpturen aus der amerikanischen Sammlung: So erschließt sich wie von selbst die gemeinsame Formensprache in freier und angewandter Kunst, zum Beispiel Gemälde von Piet Mondrian, der auch ebensolche Stühle entwarf. So wird auf leicht zugängliche Art deutlich: Design geschieht nicht im luftleeren Raum.

Zeitlich liegt der Schwerpunkt dieses erstklassigen Rundgangs durch die Designgeschichte zwischen 1930 und 1960, vorwiegend amerikanische Schule am Bauhaus orientiert. Doch der unbekannte Gönner hat auch Moderneres aus Europa im Angebot – wie den „Küchenbau“ des ehemaligen Kölner FH-Professors Stefan Wewerka oder Regale von Ron Arad. Und er sammelt weiter... Holger Möhlmann

„Der 4-eckige Blick: Design und Kunst im Dialog – Highlights einer amerikanischen Privatsammlung“: Museum für Angewandte Kunst, bis 12. April, Di-So 11-17 Uhr, Mi 11-20 Uhr