letzte fragen
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Was ist das Motto eines Schlingels? (25. 10.)

„Nimm mich jetzt auch wenn ich stinke, denn sonst sag ich Winkewinke und Goodbye.“ Dolli Ittrich, Hamburg

Schlingelinnen und Schlingel liegen auf der Lauer, um zu schlingeln. Dies bedeutet, dass sie das nach Ansicht der Pessimisten und Pietisten freudlose Erdendasein mit gutmütigen Streichen bereichern, die ihnen in leichten Tadel gekleidete Anerkennung einbringt.

Schlingel aller Länder, vereinigt euch! Konstantin Lipp, Heubach

„Verkriechen, wenn’s brenzlig wird.“ Es war einmal ein Ringelwurm, der überlebte jeden Sturm, weil er sich ganz verkriechen kunnt in seinen eigenen tiiiefen Schlund. (Womit er quasi gegessen war!) Und linksrum keiner ihn erkannte – nicht mal die strenge Gouvernante. (Ob links herum, ob rechts herum: Er ist und bleibt ein R…/Schlingel!

S. Henriette, Berlin

Schlingel sind überall und manchmal unerkannt. Sie treten in verschiedenen Formen in Erscheinung: Bengel, Schelm, Gör, Range, Frechdachs, Früchtchen, Lausebengel, Bengel, Fläz, Rowdy, Rabauke, Grobian, Rüpel, Bauer, Rohling, Klotz, Junge, Flegel, Kerl, Spund, Range, Knabe, Frechdachs, Mann, Jüngling, Bengel, Schelm, Mensch, Lausbub oder Göre. Aufpassen ist angesagt.

Zuckerschnecke Wilke, Holmbach

„Ich ziehe an Türen, auf denen dick und fett DRÜCKEN steht!“

Sabine Bowmann-Iker, Valencia

Das Glück ist ein Schlingel, ein frecher Patron, zieht fest an der Klingel und läuft dann davon!

Peter Höfer, Offenburg

Warum hat Adel blaues Blut? (25. 10.)

Bei uns ist der Ausdruck etwa seit 1810 bekannt und ist eine Übersetzung des spanischen „sangre azul“. Weil die Adligen dort meist einem nördlichen hellhäutigen Menschenschlag angehörten, schimmerte ihr Blut blau durch die Adern. Olé! Gerd Neurath, Saarbrücken

Entweder vom ewigen Bibbern in den ungeheizten Burgen… oder blau heißt: Es bleibt der Adel unter sich.

Karin B. Heinrich, Berlin

Darwin hat festgestellt, dass im Laufe der Evolution die Stärksten eines Stammes zu Adligen geworden sind. Dabei wurden in Folge einer Mutation die roten Blutkörperchen blau. Einige Forscher sind der Ansicht, dass es sich dabei möglicherweise um eine Degeneration handelt. (Ich werde Adligen die nächste Zeit ausweichen.)

Konstantin Lipp, Heubach

Blaues Blut ist definitiv ein Grund zum Kotzen. Das ist wie mit Lebensmittelfarbe. Qualität und Geschmack bleiben eigentlich gleich, aber es sieht richtig eklig aus. Deswegen plädiere ich für den Einsatz Nicht-Adliger auf Burgen, Höfen und Gehöften. Dem Geschmack zuliebe. Zuckerbrot, Austern, Garnelen und Kaviar schmeckt auch grün.

Dieter Schuster, Wiesbaden

Mein Papa meinte mal, dass das Blut im Körper blau ist, solange es noch nicht mit Luft in Verbindung gekommen ist.

Frauke Teyn, o. A.

Die Redensart vom „blauen Blut“ des Adels stammt aus Spanien. Den Mauren fielen dort zur Zeit ihrer Herrschaft die Venen der westgotischen Edlen auf, die unter der Haut bläulich schimmerten.

Wirklich blaues Blut haben Tintenfische, die meisten Schnecken, Spinnen, Skorpione und viele Krebse. Die Ursache: Hämocyanin, ein blaues Kupferprotein, das frei gelöst im Blut zahlreicher Weichtiere und Gliederfüßer den Sauerstoff transportiert. Die ständige Versorgung mit Sauerstoff ist das vitale Bedürfnis aller Tiere. Hämocyanine übernehmen als riesige molekulare Transportmaschinen diese Aufgabe. Sie binden Sauerstoffmoleküle und befördern sie in jeden Winkel des Organismus. Das Riesenmolekül entfaltet bei diesen Transportvorgängen „Managerqualitäten“. Es registriert Veränderungen in der Körperphysiologie und in der Umwelt des Organismus wie z. B. der Temperatur, „verrechnet“ diese Einflüsse und kompensiert sie.

Die Bindung und Entlassung des Sauerstoffs werden dadurch fein reguliert auf den Organismus abgestimmt und optimiert. Interessant ist die exzessive modulare Bauweise dieser mächtigen Protein-Architekturen. Das Hämocyanin der Vogelspinnen etwa besteht aus vier Modulen mit insgesamt 24 funktionellen Bausteinen, die sich beim Be- und Entladen der Sauerstoffmoleküle gegenseitig helfen. Das Hämocyanin ist eine raffinierte, molekulare Schaltstelle zwischen Organismus und Umwelt. Seine Bausteine leisten in Kooperation und Interaktion die notwendige Anpassung des Sauerstoff-Bindungsverhaltens. Hämocyanine besitzen die ausgeprägteste Kooperativität, die in der Natur vorkommt. B. Esa Wisza, Hameln

Was verbindet Himmel, Arsch und Zwirn? (18. 10.)

Natürlich die nationale Identität der Deutschen! Über die lange Zeit der zwangsweisen Teilung hinweg hielten sich beiderseits des Eisernen Vorhangs hartnäckig solche zum Teil systemübergreifenden, ungeliebten und ideologisch wertfreien Begriffe wie „Finanzamt“ oder „Straßenverkehrsordnung“. Dazu gehört auch die allgemein gebräuchliche Eruptiv-Formel „Himmel, Arsch und Zwirn“.

In meiner Jugendzeit, kurz vor und nach dem Mauerbau, hatte ich einen Freund in der „Zone“ bei Berlin, dessen Mutter in Ostberlin beim Gericht tätig war. Dort stapelten sich tonnenweise beschlagnahmte Krimischmöker, Liebesromane und Mickymaus-Hefte. Einen nicht unbeträchtlichenTeil davon schmuggelte sie aus der Behörde raus und wir verschlangen alles bedenkenlos, waren aber durch diese Infiltration schon bald für den weiteren Aufbau des Sozialismus so gut wie verloren.

In einem dieser Westschmöker ging es um einen Schlossherrn, der ein Schloss mit Ost- und Westflügel hatte, in dem ein Ost- und ein Westgespenst herumgeisterten. Der Schlossherr hatte eine penible Frau und durfte keine ordinären Ausdrücke verwenden. Also kürzte er immer ab: „HAUZ“ und „VUB“. Es dauerte eine gewisse Zeit, bis ich das entschlüsselt hatte, erst während meines Ehrendienstes bei der ruhmreichen Volksarmee ging mir ein Licht auf, ich war als Chiffrierer tätig. Dem Ost- und Westgespenst gefielen die gekürzten Flüche derartig, dass sie sich immer damit begrüßten. Dies war wohl eine vorweggenommene verbale Verbrüderung aller Brüder und Schwestern beiderseits der Zonengrenze. Ist das nicht herrlich und phänomenal visionär! (Nur für Langdenker – nicht alle sind so flink wie das taz-Team oder der Vorstand des Wahrheit-Clubs – die zweite Abkürzung steht natürlich für „verdammt und zugenäht“.) Bernd Michaelsen, Erfurt

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