Erfolg für Tagesmütter-Protest

Vier Stunden nach einer Protest-Pressekonferenz der CDU teilt die Sozialbehörde überraschend mit: Die Entlohnung der Bremer Tagesmütter wird ab 2009 auf vollkommen neue Beine gestellt

Von Klaus Wolschner

Immer wieder dasselbe: Tagesmütter beklagen sich über die schlechte Bezahlung und darüber, dass sie monatelang hinter ihrem Geld herlaufen müssen. Zuletzt 2007 gingen sie auf die Barrikaden. Nichts hat sich geändert, sagen die Tagesmütter. Vor vier Wochen haben einige vor einer Sitzung des Jugendhilfeausschusses mit Protestplakaten gestanden.

Gestern saßen zwei Tagesmütter auf einer Pressekonferenz der CDU zu dem Thema. Hat die Behörde in diesen vier Wochen reagiert? Nein, sagt die Tagesmutter. Am 1.1.2009 sollen die spärlichen Honorare steuer- und sozialversicherungspflichtig werden. Hat die Behörde die Tagesmütter informiert, was das bedeutet? Nein, ist die Antwort. Eine Informationsveranstaltung für den 7.11. ist abgesagt worden. „Wenn ich von 400 Euro, die mir übrig bleiben im Monat, 300 Euro Steuer und Sozialversicherung zahlen muss, dann lohnt sich das für mich überhaupt nicht mehr“, sagt Tagesmutter Helga Jüchter.

Vier Stunden nach der Pressekonferenz der CDU meldet sich das Sozialressort zu Wort: Die Bezahlung der Tagesmütter soll ab dem 1.1.2009 vollkommen geändert werden. Die Forderung der Tagesmütter, dass sie für 12 und nicht nur für 11 Monate bezahlt werden, wird erfüllt. „Die Rentenversicherung wird anteilig bezahlt, die Unfallversicherung zur Gänze.“ Während eine Tagesmutter bisher für „2-5 Stunden“ Betreuung am Tag 10 Euro bekam, soll das Entgelt sich in Zukunft an 58 Prozent des durchschnittlichen Gehalts einer Kinderpflegerin orientieren.

Wenn das mehr ist als bisher, nimmt es den Tagesmüttern einige ihrer Sorgen. Aber nicht alle. Denn es löst nicht die bürokratischen Probleme. Es gibt Monate, in denen für ein Drittel der Pflegekinder nicht bezahlt wird. In den Sozialzentren Gröpelingen und Vahr rennen die Tagesmütter oft monatelang hinter ihrem Geld her. Sie fühlen sich nicht anerkannt mit ihrer Arbeit. Die Behörde wehrt sich gegen solche Vorwürfe. Nur 37 Anträge von 700 Fällen insgesamt seien „bisher noch nicht abschließend bearbeitet“. Bei weiteren 70 Anträgen lägen die Unterlagen nicht vollständig vor. Das ist immer die Ausrede, sagen die Tagesmütter. Es geht darum, dass die Behörde prüfen muss, ob sie einen Teil des Pflege-Entgeltes bei den Eltern einfordert. Solange die Eltern ihre Unterlagen nicht vollständig eingereicht haben, zahlt die Behörde den Pflegemüttern nichts. „Was können wir denn dafür“, beschwert sich Tagesmutter Tanja Röhrs.

Im Frühjahr 2007 haben die Tagesmütter ihre Klagen in der senatorischen Behörde dem zuständigen Referenten vorgetragen. „Für die Tagesmütter hat sich seither gar nichts geändert“, berichtet die CDU-Politikerin Sandra Ahrens aus einem Gespräch mit 30 Tagesmütter. „Es entspricht dem seit Wochen von der CDU praktizierten Stil, trotz besseren Wissens gegenteilige und falsche Behauptungen aufzustellen“, kontert die Sozialsenatorin Ingelore Rosenkötter.