Wörterbuch für Gebärden

Mit Hilfe von Filmen will Hamburgs Akademie der Wissenschaften ein Lexikon für Gebärdensprache erstellen

Die Hamburger Akademie der Wissenschaften plant ein umfassendes Wörterbuch der Deutschen Gebärdensprache (DGS). Das Projekt wird mit 8,5 Millionen Euro von Bund und Ländern gefördert, soll über 15 Jahre laufen und wird zusammen mit dem Institut für Deutsche Gebärdensprache der Uni Hamburg durchgeführt.

„Für die Gebärdensprachgemeinschaft hat das korpusbasierte Wörterbuch auch einen hohen ideellen Wert“, erklärt Professor Christian Rathmann, selbst DGS-Muttersprachler und der erste Gehörlose auf einem deutschen Lehrstuhl. „Damit kommen wir der gesellschaftlichen Anerkennung unserer Sprache ein großes Stück näher.“ Die Gebärdensprachen, die sich über Jahrhunderte in den verschiedenen Gehörlosengemeinschaften entwickelt haben, seien bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts als bloßes Gestikulieren abgewertet worden.

Ziel des Projekts sei zunächst eine umfassende Datensammlung: Hierzu werden Gebärden von rund 250 gehörlosen Informanten aus dem gesamten Bundesgebiet erhoben. Diese Filme sollen mithilfe einer eigens entwickelten Datenbank verarbeitet und analysiert werden. Dieses Korpus, das mehrere hundert Stunden Videomaterial umfassen soll, bildet die Grundlage für das Wörterbuch.

Geplant sind laut Akademie etwa 6.000 Gebärdeneinträge. Nachgeschlagen kann man in beide Richtungen, ausgehend von einer Gebärde oder einem Wort. Die Gebärden werden als Filme dargestellt. Da es sich um eine visuelle Sprache handelt, wäre das Projekt ohne digitale Technik nicht denkbar. KAJ