„Frühstart“ im Kindergarten für Immigranten

Ausländische Knirpse sollen schon in der Kita besser Deutsch lernen. Modellversuch in Hessen wurde privat finanziert

WIESBADEN taz ■ Man nehme drei Stiftungen für die Finanzierung, drei weltoffene Kommunen mit einem hohen Anteil an Immigranten und zwei leibhaftige Ministerinnen zur politischen Unterstützung – und fertig ist das Modellprojekt „frühstart: Deutsch und interkulturelle Erziehung schon im Kindergarten“. Oder „Bildung ab 3 für Zuwandererkinder“, wie die hessische Sozialministerin Silke Lautenschläger (CDU) das bislang in Deutschland einmalige Experiment nennt.

Das Besondere an dem Projekt: Die Sprachförderung soll bereits bei den Kleinsten, im Kindergarten, beginnen. „Durch Sprachförderung, interkulturelle Erziehung und Elternarbeit soll bereits im Kindergarten der Grundstein für eine erfolgreiche schulische Laufbahn von Zuwandererkindern gelegt werden“, so die hessische Kultusministerin Karin Wolff (CDU) bei der Vorstellung des Projektes gestern in Wiesbaden. Für den „frühstart“ entschieden haben sich die Städte Frankfurt am Main, Gießen und Wetzlar.

Das Konzept dafür wurde von den Stiftungen von Hertie und der Gruppe Quandt und der Türkisch-Deutschen Gesundheitsstiftung, einer Vereinigung von türkischen und deutschen Ärzten und Hochschullehrern, unter Heranziehung von Fachleuten in zwei Jahren entwickelt. Die Stiftungen bezahlen auch die jetzt notwendig werdenden Schulungen der Erzieherinnen der beteiligten Kindergärten in einem 110 Unterrichtsstunden umfassenden Fortbildungslehrgang. Und sie suchen Deutsch sprechende Einwanderer, die wenigstens über einen Realschulabschluss verfügen sollten und während der zweieinhalbjährigen Laufzeit des Projektes den Kontakt zwischen Kindergarten und Eltern organisieren sollen. Gesamtkosten: rund eine halbe Million Euro.

Am Erlernen der deutschen Sprache führe kein Weg vorbei. Die Debatte um den muttersprachlichen Unterricht dagegen sei „von gestern“; da waren sich alle Beteiligten gestern einig. Ein Kindergarten etwa im Frankfurter Gallusviertel könne doch gar nicht allen 23 Muttersprachen seiner Schützlinge gerecht werden, konstatierte der Geschäftsführer der Hertie-Stiftung, Roland Kaehlbrandt.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT