Europa öffnet den Weg für Genpflanzen

EU-Kommissar will Haftung beim Anbau genveränderter Pflanzen offen lassen. Ministerin Künast: „Zu einfach“

BERLIN taz ■ Bauern, die auch künftig mit Genpflanzen nichts zu tun haben wollen, müssen für notwendige Vorsichtmaßnahmen selbst sorgen – und zahlen. Das zumindest legen die Pläne des EU-Agrarkommissars Franz Fischler nahe, die offiziell das Nebeneinander von herkömmlicher Landwirtschaft und Genpflanzen ermöglichen sollen. Gestern erörterte er sie mit den anderen EU-Kommissaren. „Fischler macht es sich zu einfach“, kritisiert Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) gestern gegenüber der taz. Sie forderte vor allem, dass „auch künftig Null-Prozent-Saatgut erhältlich ist“. Fischler hatte vorgeschlagen, dass Pflanzensamen erst dann als gentechnisch verändert gekennzeichnet werden, wenn – je nach Art – der Grenzwert von 0,3 bis 0,7 Prozent überschritten wird. Kritiker fürchten, dass bei einer solch hohen Schwelle früher oder später alle Äcker mit genveränderten Pollen überzogen wären.

Weil Ökobauern bisher garantieren, gentechfrei zu produzieren, wäre das für sie ein großes Problem. Dementsprechend kritisierten gestern Umwelt- und Ökoverbände den Fischler-Vorstoß. Simon Barber hingegen, Direktor des Europäischen Gentech-Verbandes, begrüßte ihn.

Voraussichtlich noch in diesem Jahr wird der Anbau von Genraps, -mais oder -soja in der Europäschen Union zugelassen. Dafür liegen der EU-Kommission bereits rund zwanzig Anträge von Agrokonzernen wie Monsanto aus den USA vor. HG

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