WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHER
: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Morgen wird im Trödler, der als Veranstaltungsort ja erst noch zu entdecken ist, über unorthodoxe Marxisten gesprochen, nämlich Karl Korsch und Anton Pannekoek. Gerade die Theorien des Letzteren erleben ja zurzeit geradezu eine Renaissance. Die rührigen Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft wollen die Werke der beiden nun nach Brauchbarem abklopfen, und schauen, wie es uns heute helfen könnte. „Der Neoliberalismus ist tot – es lebe der Kapitalismus“, ruft die Wochenzeitung Jungle World dagegen am Mittwoch im Festsaal Kreuzberg aus, und ein Böser ist, wer dieses nicht für eine ironische Wendung hält. Das mit Franziska Drohsel, Michael Heinrich und Thomas Ebermann hochkarätig besetzte Podium diskutiert über die Finanzkrise, den Umgang mit ihr, über die merkwürdigen Teilverstaatlichungen, die alles andere als den Sozialismus bringen, und über die Wiederentdeckung des Staates auf Seiten der Wirtschaftsbosse. Am Freitag wird der Wissenschaftler Thomas Haury in der Rosa-Luxemburg-Stiftung über „Das Verhältnis von Antizionismus und Antisemitismus in der DDR“ reden. Wenn man den groben Unfug, den Gregor Gysi vorige Woche im Tagesspiegel zu diesem Thema geäußert hat, kennt, weiß man, wie selbst bei sonst recht besonnenen Menschen die Sicherungen durchbrennen, sobald der Heimat ihrer linken Sehnsüchte antisemitische Verhaltensmuster nachgewiesen werden. Gerade an diesem Ort, an dem sich ja auch die Redaktion des Neuen Deutschland befindet (das bei Zweifeln an den Thesen Haurys vielleicht mal ins eigene Archiv schauen sollte), eine begrüßenswerte Veranstaltung. Am Samstag ist Erinnerungspolitik in der radikalen Linken Thema einer Konferenz: In der Schule für Erwachsenenbildung im Mehringhof wird hoffentlich auch über die hier ebenfalls existierenden blinden Flecken diskutiert.

Unorthodoxe Marxisten: Trödler, Dresdener Str. 123, Di, 19 Uhr

Neoliberalismus: Festsaal Kreuzberg, Skalitzer Str, 130, Mi, 19 Uhr

Haury: Luxemburg-Stiftung, Franz-Mehring-Platz 1, Fr, 19.30 Uhr

Erinnerungspolitik: Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, Sa, 10 Uhr