Wachstum nur bei Arbeitslosen

Alarmierende Arbeitslosenzahlen: 10,1 Prozent in Hamburg und 10,5 Prozent in Schleswig-Holstein. Ohne Aufschwung keine Besserung, befindet Bundesanstalt für Arbeit. DGB gibt der Sparpolitik von Arbeitsamt und Schwarz-Schill die Schuld

von SVEN-MICHAEL VEIT

Es ist nur ein Zehntel Prozentpunkt, aber es sind 13.201 Menschen, die im Februar in Hamburg arbeitslos wurden. In Schleswig-Holstein ergeben 20.704 Menschen rechnerisch 0,2 Prozentpunkte.

Dies sind die dürren Zahlen, welche das Arbeitsamt Hamburg und das Landesarbeitsamt Nord in Kiel gestern bekannt gaben (siehe Kasten), und sie sind alarmierend: Insgesamt sind jetzt in der Hansestadt 87.600 Personen oder 10,1 Prozent arbeitslos, im Nachbarland sogar 147.900 Menschen, entsprechend 10,5 Prozent. Und die Aussichten sind düster: Von einer „deutlichen Verschlechterung“ spricht denn auch die Zentrale in Nürnberg angesichts der bundesweiten Quote von 11,3 Prozent: „Ohne Wirtschaftswachstum“, so Nürnberg, „ist eine Erholung nicht in Sicht.“

Das Arbeitsamt Hamburg beschwichtigte hingegen, der Anstieg der Erwerbslosenzahlen sei „trotz der anhaltenden winterlichen Witterung nicht so hoch“ ausgefallen wie befürchtet. Dennoch ist die Tendenz miserabel: Seit Herbst 2000 steigt die von den saisonalen Einflüssen bereinigte Arbeitslosenquote beständig an. Damals waren rund 20.000 Menschen weniger erwerbslos als gegenwärtig.

Nach Analyse der Arbeitsämter sei „die anhaltende Konjunkturschwäche“ der bundesdeutschen Wirtschaft für die gestiegenen Zahlen verantwortlich, aber auch die winterliche Kälte. Besonders in den witterungs- und saisonabhängigen Bereichen Bau- sowie Hotel- und Gaststättengewerbe haben die Arbeitslosmeldungen zugenommen. Leicht rückläufig war die Zahl der Arbeitslosen bei Buchhaltern, Lehrern und Erziehern in Hamburg. In Schleswig-Holstein verzeichneten die Arbeitsämter im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg der Arbeitslosigkeit bei Verkäufern, Verwaltungs- und Büroberufen, Friseuren sowie Hotel- und Gaststättenfachleuten.

Der dritte Grund sei, so die amtliche Interpretation, dass „der Trend zum Beschäftigungsabbau anhält“. Die aus Sicht der Unternehmen unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die gestiegenen Ölpreise würden weiterhin zu Entlassungen führen oder seien die Ursache für eine geringe Nachfrage nach Personal, so die wenig aufmunternde Prognose.

Hamburgs Gewerkschaften sehen noch zwei weitere Ursachen. Sie beschuldigten gestern das Arbeitsamt, „mit rigoroser Sparpolitik die Situation noch zu verschärfen“. Die harten Einschnitte bei arbeitsmarktpolitischen und qualifizierenden Maßnahmen würden die Schwächsten treffen, so Hamburgs DGB-Chef Erhard Pumm.

Doch auch Schwarz-Schill in der Hansestadt würde die Mittel „zusammenstreichen“, kritisierte Pumm, der zugleich SPD-Bürgerschaftsabgeordneter ist. Dass „seit Amtsantritt des Senats die Arbeitslosigkeit in Hamburg um rund 10.000 Personen angestiegen ist“, sei ja wohl kein Zufall.