Urdrues wahre Kolumne
: Rosa Elefanten

Was für ein herrlicher Tag, dieser 7. März 2003 ... Bundeskanzler Elmar Gerhard Schröder-Brand verliert beim deutschen Grand Prix-Vorentscheid in Kiel zunächst die dünne Stimme und dann die Stimmen, sein Double ohne Doppelnamen wird in Bremen beim staatstragenden „Dinner im Dunkeln“ zum Durchfallopfer einer durch und durch verdorbenen Hochzeitssuppe und Duce Berlusconi erwischt es auf einer im protokollarischen Übereifer allzu sehr gebohnerten Rathaustreppe: Geschichte wird gemacht, es geht voran! Falls diese Prophezeihung nicht eintritt, erfreut uns zumindest, dass eine solche Koinzidenz der Ereignisse immerhin sehr gut möglich wäre.

Immer dieser Eckhoff! Der Unions-Strahlemann und vielfache Galopper des Jahres wertet die Wahlniederlagen der Koalitionsfreunde von der SPD als „schallende Ohrfeige der Bürger“ für rot-grün und bringt in aller Bräsigkeit auch noch seine Freude über diese Form der Körperverletzung zum Ausdruck. Ist so ein offenkundiger Befürworter von Gewalt gegen Andersdenkende unter Demokraten noch als politischer Partner darstellbar und gegenüber der überwiegend friedliebenden Bevölkerung zu vermitteln? Auch Seine Sanftmut Henning darf diesem Mann nun wirklich nicht alles durchgehen lassen, es besteht akuter Handlungsbedarf!

Von beklagenswerter Intoleranz zeugt die März-Titelseite des Hanfjournals. Das in Headshops bereitliegende Anzeigenblatt für Kiffer weist mit Recht cannabisfeindliche Kampagnen der drogenpolitischen CDU-Sprecherin Gerlinde Kaupa zurück, quittiert ihren lebensfremden Stuss dann aber mit einer völlig abgetretenen Retourkutsche unter der Schlagzeile „Hört auf zu saufen!“ Nicht in diesem Ton, bitte sehr, nicht in diesemTon – und schon gar nicht mit mir!

Die von Frauensenatorin Karin Röpke und Polizeiminister Kuno Böse geforderte Beratungsstelle für prügelnde Männer scheint mir am Vorabend des Internationalen Frauentages nun wirklich das Letzte zu sein, was diese Stadt nötig hat. Nach meinen Beobachtungen schaffen das die einschlägig disponierten oder pervertierten Kerle auch ohne Supervision und Anleitung – just jenem Triebe folgend, der den geifernden Kretin DschordschDabbelju und seine Stammtischbrüder zum Kriegmachen stimuliert und andere Mannsbilder veranlasst, sich auf der Frankfurter Automesse an den neuesten Kreationen der Industrie aufzugeilen. Einfach stillegen, sowas!

Ziemlich auf den Keks geht mir die sauertöpfische Debatte um den Villa-Ichon-Friedenspreisträger Martin Rooney. Anlässlich eines recht appetitlichen Fischessens in der Küche einer gediegenen Bremer Altbauwohnung lernte ich dieses germanophile Pausbackenengelchen vor Jahren beiläufig kennen und schätzen als spleenigen Briten jenes Typs, der auf der Insel zuhauf als rosa Elefant verkleidet mit Bergsteigerseilen Häuser erklimmt, nackidei im Hydepark auf der Nasenflöte „Pomps and Circumstances“ spielt, Plumpudding futtert, im weißen Schürzchen am Tampon der Geliebten aus dem Landadel schnuppert und schon bei Asterix und Obelix mit dem Stoßseufzer Erwähnung fand: „Die spinnen, die Engländer!“ Kurz: der so um den pazifistischen Schriftsteller Armin T. Wegener und manch anderes verdiente Rooney ist kein realpolitischer Kriegstreiber, sondern ein extravaganter Freak, der gern auch mal Blödsinn redet oder schreibt , wenn der rosa Rüssel oder der Zylinder für die Dandy-Maskerade gerade nicht greifbar sind. Gönnen wir ihm das Geld, die Ehre und was Menschen sonst erfreut – beleidigen kann uns kleine Pazifaxe und old fashioned Commies so ein sympathischer Nörgelpott im Ernst doch nun überhaupt nicht. Dass der allzeit überschwängliche Ralph Giordano ihm nun im Altherren-Pathos unterstellt, „wie nur wenig andere ein Anwalt der Menschlichkeit zu sein“, wäre für die Menschheit sehr betrüblich, wenn’s denn so wäre – aber darf man in Speaker’s Corner nicht alles ablassen, solange es nicht gegen Gott und die Königin geht?

Fragt sich, Dich und den Großen WeltgeistUlrich
„Liberalinski“ Reineking