Hinterfragt
: Bremens Siedlungspolitik in der Diskussion

Qualität statt Fläche

Einwohner in Bremen halten, ohne einen „Siedlungsbrei“ am Stadtrand zu schaffen – nach Ansicht der Bremer Arbeitnehmerkammer, der Architektenkammer, des BUND und der Bremischen Evangelischen Kirche ist das dem Senat bisher nicht gelungen. Der habe bei seiner so genannten Sanierungspolitik bisher vor allem auf einen „expansiven Verbrauch von Flächen“ gesetzt, kritisiert BUND-Chef Martin Rode. Friedhelm Blüthner, Pastor in Arbergen und zugleich Umweltbeauftragter der Kirche: „Diese Entscheidung stellen wir in Frage.“

Mit einer Veranstaltungsreihe „Stadtleben – Landliebe. Flächen Kosten Qualitäten“ im Vorfeld der Bürgerschaftswahlen wollen die Institutionen jetzt die Debatte um die zukünftige Flächen-, Siedlungs- und Gewerbepolitik Bremens anstoßen – eine Diskussion, die ihrer Ansicht nach „bisher nicht geführt wird“. Provokante These: Um den Schwund an EinwohnerInnen zu verhindern, müsse sich Bremen auf seine städtischen Qualitäten besinnen, anstatt den Konkurrenzkampf mit den Umlandgemeinden aufzunehmen. Rode: „Dass Bremer in Bremen ihr Einfamilienhaus bauen, das kann nicht sein.“

Gerade eine immer älter werdende Bevölkerung sei mit städtischer Infrastruktur zu locken, betonte Jutta Unland von der Architektenkammer. So gebe es in Osnabrück wieder einen Trend in die Stadt. Und in gut funktionierenden Quartieren wie im Viertel sei auch in Bremen die Nachfrage nach Häusern und Wohnungen groß. Die Stadtplanung müsse auf dieses Bedürfnis Rücksicht nehmen, statt immer neue Baugebiete auszuweisen und Geld in deren Erschließung zu stecken.

Unland hält es auch für einen Trugschluss, dass das Bauen auf dem Land billiger sei als in der Stadt. Wenn man die Fahrtkosten mit einrechne, sei der scheinbare Kostenvorteil schnell dahin. Ob Unland mit ihrer These Recht hat oder nicht werden Dieter Apel, Ex-Mitarbeiter am Deutschen Institut für Urbanistik, Wolfgang Mahlstedt aus dem Vorstand der Bremer Landesbausparkasse und eine Umzu-Bürgerin auf der ersten Veranstaltung am Dienstag um 19 Uhr im Kapitelsaal der Domgemeinde klären. Am 3. April wird dann eine illustre Expertenrunde über die finanziellen Auswirkungen der bisherigen Bremer Flächenpolitik diskutierten.

„Wie muss die Stadt aussehen, in der ich gerne leben möchte?“ lautet die Frage, über die die Kölner Journalistin Julia Salden am 29. April mit dem Publikum diskutiert. Und wem das zu theoretisch ist, der kann am 11. Mai um 11 Uhr zwei Stunden durch die Stadt spazieren. Zwei StadtplanerInnen führen durch 100 Jahre Bremer Baugeschichte. Richtig politisch wird es schließlich am 13. Mai, zwölf Tage vor der Bürgerschaftswahl. Da werden die Ergebnisse aller vorangehenden Veranstaltungen mit den Fraktionschefs von SPD, CDU und Grünen debattiert. Auf dass sich etwas ändere in der nächsten Legislaturperiode. sim