geläufig Nur noch vorwärts

„Du stehst an einer Autobahnauffahrt irgendwo auf dem Land und möchtest am liebsten alles hinter dir lassen: die weißen Betonkübel in den Straßen der Neubausiedlung, die Bushaltestelle, an der du nach der Schule mit den anderen herumhängst, und das Kino, in dem nur Filme laufen, die du nicht sehen willst. Du träumst davon, der Kleinstadt an diesem Nachmittag den Rücken zu kehren und nie wieder zurückzukommen. Erst später erkennst du, was du wirklich zurückgelassen hast: Die Provinz ist der Hintergrund, vor dem du dein weiteres Leben entwirfst. Für den 16-Jährigen war sie noch die ungeliebte Hülle, die er so schnell wie möglich abstreifen möchte. Für den 26-Jährigen steht sie bereits für einen ganzen Lebensentwurf, von dem er sich verabschiedet hat: Ab jetzt geht es nur noch vorwärts. Das ist der Vorteil derjenigen, die in Westerstede, in Elsterwerda oder Mühlacker geboren wurden und diese kleinen Städte verlassen haben. Sie wissen, wo sie herkommen, und sie wissen, wohin sie nie wieder zurückwollen.“ Kein Zitat passt hier besser als der Klappentext aus dem Buch, aus dem taz-Redakteur Kolja Mensing (Foto) heute im Literaturhaus liest. Es ist sein Buch und heißt „Wie komme ich hier raus?“. Sollte es LeserInnen geben, die in Berlin aufgewachsen sind, die können heute die Wahrheit über das Leben der Landeier erfahren. Alle zugezogenen ProvinzlerInnen können hier hören, dass sie mit ihren Erfahrungen nicht alleine sind. Und danach alle zusammen: Bier und Kräuterlikör trinken. LAB

Literaturhaus, 20 Uhr