Luft wird heiß gehandelt

Der Gasriese Air Liquide schluckt Krefelder Konkurrenten

Düsseldorf taz ■ Wenn die Kartellbehörden im Sommer der geplanten Fusion zustimmen, entsteht in Europa aus der französischen Firma Air Liquide und der Krefelder Messer-Griesheim ein riesiger Versorger europäischer Chemieunternehmen. Für die Sparte der technischen Gase will Air Liquide den Messer-Griesheim-Eigentümern fast 2,7 Milliarden Euro überweisen. Dafür soll sich Air Liquide in Europa das Deutschland und Großbritannien-Geschäft einverleiben. Im Kaufpreis enthalten ist auch das Geschäft in den USA.

Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IGBCE) traf die Übernahme unvorbereitet. In der Landesniederlassung Niederrhein in Düsseldorf war gestern Mittag noch nicht abzusehen, welche Auswirkungen die Fusion für die Arbeitnehmer haben könnte. Siegfried Wendland, Landesbezirksleiter der IGBCE sagte nach Bekanntwerden der Übernahme: „Wir betrachten solche Entwicklungen immer mit Sorge.“ Denn nach Fusionen herrsche immer ein wenig Unsicherheit.

Britta Glogau, Sprecherin der deutschen Niederlassung des französischen Gasriesen in Düsseldorf sagt, die Mitarbeiter beider Firmen bräuchten sich keine Sorgen zu machen. Schließlich schriebe das Unternehmen beständig Stellen aus. „Das können Sie gerne im Internet nachgucken.“ Momentan vergibt das Unternehmen online neun Stellen. Ob es Synergieeffekte gebe, könne momentan noch niemand sagen, sagt Glogau. „Vorher müssen die Kartellbehörden noch zustimmen.“ Die Entscheidung werde frühestens im Sommer erwartet. „Vorher sollte man nicht über Synergieeffekte spekulieren“, sagt Glogau.

Dann blieben in Deutschland noch zwei große Firmen, die sich mit dem Verkauf von Industriegasen beschäftigen: Air Liquide und der Wiesbadener Hersteller Linde. Linde könne der gewachsenen Konkurrenz dann aber trotzdem gut begegnen, sagt Gewerkschaftler Wendland. Denn das sei ein ganz solides Unternehmen. Als Konkurrenz blieben immer noch einzelne regionale Anbieter, die auch gut mithalten könnten.

Zudem gehe es der Branche im Vergleich zu anderen Industriezweigen verhältnismäßig gut, sagt Wendland. Allerdings sei noch nicht abzuschätzen, welche Auflagen das Kartellamt für den Handel auferlege. „Es kann sein, dass einzelne Teile der Betriebe aus Wettbewerbsgründen nicht zusammengelegt werden dürfen.“ Das bedeute dann für die Arbeitnehmer mehr Sicherheit. ELMAR KOK