Heißer Kaffee als Zugersatz

Trotz Bahnstreiks bleiben die Berliner gelassen. Gegen die Kälte serviert die Bahn Kaffee

„Mein Anschlusszug nach Paderborn ist weg, den kann ich vergessen.“ Sabine Weber ist genervt. Ihre Füße sind eiskalt, immer wieder schaut sie in die Ferne, ob auf Gleis drei am Bahnhof Zoo endlich ihr Zug naht. Die Lokführer streikten gestern Morgen. 40 Minuten Verspätung waren keine Seltenheit. In der Region Berlin-Brandenburg waren nach Bahn-Angaben etwa 110 Personen- und rund 15 Güterzüge sowie 60.000 Fahrgäste betroffen. Trotzdem nimmt es Weber gelassen. „Der Kaffee, der war okay.“

Den Kaffee schenkten „Führungskräfte“ der Bahn aus, die sich tapfer – mitten im Gefecht – an der Rolltreppe postiert hatten. Doch das erwartete Verkehrschaos blieb aus, und somit auch die meisten verärgerten Fahrgäste. Die waren wohl einfach noch eine halbe Stunde länger im Bett geblieben. Den dennoch Wartenden halfen die „Führungskräfte im Einsatz“, wo sie konnten. „Wir informieren die Fahrgäste über Verspätungen und Anschlusszüge, und natürlich wird es keine Probleme mit den Fahrscheinen geben“, versprach Alfred Passini, Vorstand des Unternehmenskreises Personenbahnhöfe.

Unten in der Vorhalle drängten sich derweil rund 100 Mitarbeiter der Bahn. Alle hatten sich Jacken aus Plastiktüten übergezogen, darauf der Schriftzug ihrer Gewerkschaft „Transnet“. Dazu Mützen und Plakate, die Parole „5 % jetzt“ neonrot auf Stoff gesprüht. Klaus Just, Betriebsrat der DB AG und Transnet-Mitglied, stellte klar: „Wir wollen Druck machen für eine Lohnangleichung.“ Gut zwei Stunden blockierten sie das Reisezentrum. „Negative Stimmen von Fahrgästen gab es kaum“, so Just. Auch wenn es schwer fällt, verständnisvoll zu sein, angesichts des zischenden Winds auf den Gleisen. JULIANE GRINGER

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