Beifall aus Benelux

Der Wesertunnel ist seit gestern eröffnet. Wem der Bau Nutzen bringt, ist allerdings nach wie vor unklar

Bremen taz ■ Endlich ist es soweit. Seit gestern brummt es im Wesertunnel. Die Feierlaune bei Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) und Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD), die den Neubau eröffneten, wurde allerdings durch massive Kritik aus unterschiedlichen Lagern getrübt. Während der Verkehrsclub Deutschland (VCD) monierte, solche „gigantischen Prestigeprojekte“ seien angesichts leerer Kassen unverantwortlich, beklagte die Aktionskonferenz Nordsee e.V. die Zerstörung existierender Fährverbindungen. 70 Fährleute verlören bis zum Sommer voraussichtlich ihre Arbeit.

Der wirtschaftliche Gewinn des Neubaus ist hingegen umstritten. Statt Wachstum erwarten Niedersachsens Grüne spürbare „Kaufkraftabflüsse in die schneller erreichbaren Oberzentren“. Sie warnten gestern außerdem vor hohen Umweltbelastungen – wie der NABU, dessen Vorsitzender, Hans-Jörg Helm, bereits den „gesammelten Schwerlastverkehr aus Skandinavien und Osteuropa nach Benelux“ durch den Tunnel rollen sieht. Das dürfte zumindest die Hafenplaner in Rotterdam freuen, deren Zu- und Ablaufverkehr durch die Brummi-Transitstrecke spürbar beschleunigt wird.

Angesichts dieses fragwürdigen Resultats des 365 Millionen Euro teuren Bauprojekts warnte der VCD vor weiteren verkehrsplanerischen Großtaten wie der Küstenautobahn A 22 oder der Transrapidstrecke durch den Nordwesten: Stolpe und Wulff sollten in Zukunft etwas behutsamer mit öffentlichen Investitionen umgehen. kut