Bündnis fürs neue Jahrhundert

Der Hamburger Verkehrsverbund erweitert sich um seine niedersächsischen Nachbarkreise und gewinnt mehr als eine halbe Million potenzieller Fahrgäste hinzu

Hamburg taz ■ Nach 40 Jahren greift der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) erstmals substanziell auf niedersächsisches Gebiet aus. Mit einer Senatsentscheidung hat Hamburg als erste beteiligte Gebietskörperschaft gestern den Weg zu einer Erweiterung am 12. Dezember 2004 frei gemacht. Von Bad Segeberg bis Lüneburg und von Stade bis Ratzeburg wird man in Zukunft mit einem Ticket fahren können. Es wird ein einheitliches Tarifsystem gelten und aufeinander abgestimmte Fahrpläne geben.

Neu im HVV eingebunden sein werden die kompletten Landkreise Stade, Harburg und Lüneburg – ein Gebiet mit gut 600.000 Einwohnern, von denen bisher nur 50.000 vom HVV bedient werden. Über die Ausweitung des Verbundes nach Süden war jahrelang gerungen worden. Es sei „in Hannover manchmal etwas schwieriger zu verhandeln“ als in Kiel, gestand Verkehrssenator Mario Mettbach von der Partei Rechtsstaatliche Offensive. Im Norden war der HVV bereits zum Fahrplanwechsel Ende 2002 um das Gebiet der schleswig-holsteinischen Speckgürtel-Kreise Pinneberg, Segeberg, Stormarn und Herzogtum Lauenburg erweitert worden.

Mit der jetzigen Erweiterung hat sich das Gebiet des HVV innerhalb von zwei Jahren auf 8.500 Quadratkilometer verdreifacht. Die 400.000 Einwohner der schleswig-holsteinischen Kreise haben dem HVV 30.000 neue Fahrgäste (Fahrten) gebracht – []Menschen, die vorher nicht die öffentlichen Verkehrsmittel nutzten. Über den Zuwachs von Bus&Bahn-Neulingen aus den niedersächsischen Kreisen wollte er nicht spekulieren.

Wegen der Leute, die in dem Gebiet schon heute Bus und Bahn fahren, rechnet HVV-Geschäftsführer Peter Kellermann mit einer Steigerung der Fahrgastzahlen von insgesamt 540 Millionen Ende 2002 um 20 Millionen. Er setzt auf die Dynamik der Region südlich der Elbe: „Allein aus dem Landkreis Harburg kommen so viele Pendler wie aus dem Kreis Pinneberg.“

Die berechtigte Hoffnung, insbesondere einige der knapp 80.000 Pendler zum Umsteigen auf Busse und Bahnen zu bewegen, lassen sich Hamburg und seine Nachbarkreise rund drei Millionen Euro im Jahr kosten. Dazu kommen einmalige Kosten von gut fünf Millionen Euro. Dafür sollen die Fahrkarten im Schnitt 15 Prozent billiger werden. Gernot Knödler